CD Kritik Progressive Newsletter Nr.33 (12/2000)
Omni - Trás el puente
(62:36, Luna Negra, 1993)
Das lustige Ratespiel "CDs anhören und Erscheinungsjahr erraten" kann ganz schön in die Hose gehen. Bei Omni hätte ich doch wetten können, dass es sich um Reissue aus den späten 70ern handelt. Reissue stimmt zwar, doch die Spanier nahmen ihr rein instrumentales Werk erst Anfang der 90er auf. So ein Mist, voll daneben geraten! Doch wahrscheinlich ist die musikalische Rückbesinnung gewollt, denn sowohl im Sound, als auch in der Spielweise erinnern Omni deutlich an die Vergangenheit. Auf den meisten der neun Titel, die sich im moderaten Longsongformat bewegen, liegt ein leicht antiker Staub der Zeit. Sinfonisch und melodisch angelegt, kommen Erinnerungen an die frühen Camel, Finch oder Lady Lake auf. Weiche Gitarrenakkorde, von einem soliden Rhythmus stetig vorangetrieben, geben den Songs einen unverwechselbaren Einschlag. Doch müssen sich Omni mit dem Manko herumschlagen, dass zwar manches recht gut zusammengewerkelt wurde und es so auch eine gewisse Begeisterung auslöst, doch fehlt den Titeln irgendwie der recht Biss, der Schritt hinaus aus dem Gewöhnlichen. Bis sich zum Beispiel der Opener "Contracorriente" aufrafft richtig gut zu werden, hat man schon einige Minuten inhaltlichem Leerlauf hinter sich. Wurde aus sinfonischen Elementen im Zusammenspiel von Gitarre und Keyboards geschickt Dramatik aufgebaut, so können die aufgestauten Emotionen danach nicht immer auf den richtigen Weg geleitet werden. Bei "Trás el puente" gibt es von der Spieltechnik und der zeitlichen Rückbesinnung nichts auszusetzen, doch wie bei vielen Produktion können die erdachten Ideen nicht ganz mit dem eigenen Anspruch mithalten. So liefern Omni letztendlich ein solides, gut anhörbares Instrumentalwerk ohne echten Knackpunkt ab.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000