CD Kritik Progressive Newsletter Nr.32 (10/2000)

Pris'n Style - Live your dream
(36:59, Privatpressung, 2000)

Seit dem Frühjahr 1999 besteht die Mannheimer Formation Pris'n Style, die im Frühjahr dieses Jahres im eigenen Proberaum ihr erstes Demo "Live your dream" aufnahm. Angesichts der Tatsache, dass die Aufnahmen lediglich auf einem 4-Spur-Tape-Recorder mitgeschnitten wurden und verständlicherweise das Geld für einen teuren Studiobesuch gespart wurde, muss man natürlich mit einigen Klangeinbussen leben. Aber es handelt sich ja auch schließlich um Demoaufnahmen, deswegen sollte diese Tatsache auch nicht so sehr den ersten Eindruck schmälern. Ihre Vorbilder sieht die sechsköpfige Band im komplexen Progressive Rock, doch hört sich deren eigene Umsetzung um einiges einfacher, geradliniger an. Neben vier kürzeren Songschnipseln (u.a. verfremdete aufgenommene Stimmakrobatik und Soundcollagen), bestimmen vor allem die drei Longsongs "Pictures" (12:26), "Seconds of sorrow" (7:48) und "Reality-Part 1" (11:57) die CD. "Pictures" wirkt dabei noch am unfertigsten, da hier einzelne Teile zu sorglos aneinandergereiht worden. Sinfonische Parts wechseln mit Reggae ab, dem Song fehlt ein inhaltlicher Spannungsbogen. Dagegen offenbart "Seconds of sorrow", welches offensichtliche Potential in der Band steckt. Als Intro dient zwar Saga's "Carful where you step", doch daraus entwickelt sich eine bombastische Neo Prog Nummer, die sowohl über dynamische Wechsel, als auch eine gute Melodieführung verfügt. Auch "Reality - Part 1", aufgebaut auf einem melodischen Grundgerüst, hat seinen eigenen Charme, wenn auch die Übergänge zum Teil noch etwas holprig und unglücklich wirken. "Live your dream" ist der erster Gehversuch einer jungen Band, die noch etwas Zeit braucht, ihre gut gemeinten Ideen mit den entsprechenden Überraschungsmomenten zu versehen. Nur Mut!

Kristian Selm



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