CD Kritik Progressive Newsletter Nr.31 (07/2000)
The Quiet Room - Reconceive
(55:03, Metal Blade, 2000)
Na also, es geht eben auch anders! Dass Prog Metal nicht nur die ewige gleiche Kraftmeierei sein muss, dies beweisen The Quiet Room auf ihrem zweiten Longplayer "Reconceive". Die aus Denver stammende Band existiert bereits seit 1992, spielte von Beginn an kraftvollen Prog Metal, doch erst die Hinzunahme von Keyboards gab der Musik den letzten Schub in die richtige Richtung. Vom Härtegrad tendieren The Quiet Room deutlich in die obere Kategorie, will heißen, rasiermesserscharfe Powerriffs ritzen sich sehr tief und gewaltvoll in die heftigen Soundgewölbe ein und der stimmgewaltige Frontmann Pete Jewell ist mit seinem tiefen Organ manchmal hart an der Grunzgrenze. Doch zum Glück wird daraus nicht nur das übliche Gehacke und sinnlose Herumgeschreie, denn das Herantasten an die Grenzen und nicht deren Überschreitung sorgt auf "Reconceive" für die gesunde Balance. Zudem ist es vor allem Keyboarder Jeff Janeczko zu verdanken, dass die Keyboards nicht nur im Hintergrund untermalend vor sich hindümpeln. Zum einen versteht er es geschickt seinem Soundkasten düstere Sounds zu entlocken, die dem harten Gegrummel einen tiefgründigen Gegenpol entgegensetzen, zum anderen wirken manch Fragmente eindringlich, aber dennoch zerbrechlich. Ein Teil der Faszination von The Quiet Room ist sicherlich damit begründet, dass hier düstere, mechanische Kälte auf brutale Härte trifft, die aber insgesamt rhythmisch explosiv wirkt. Durch die brachialen Gitarrenaktionen zielen The Quiet Room sicherlich mehr auf das Heavy Publikum, doch komplexe Strukturen, die nicht beim ersten Hördurchgang unbedingt einleuchtend sind, bieten auch Anhängern von progressiven Klängen genügend Futter.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000