CD Kritik Progressive Newsletter Nr.31 (07/2000)

North Star - Tempest
(58:05, Space Monster Optional Entertainment, 2000)

So wie die deutsche Nationalmannschaft bei der EM ihren Ruf ruiniert hat, so gelingt es auch immer wieder einigen Bands ihre ehemals gute Reputation in den Dreck zu ziehen. Aktuelles Opfer: North Star, die sich Anfang der 80er als wirklich guter Genesis Klon einen Namen gemacht hatten, die selbst mit ihrem 92er Album "Power" noch ansprechendes Niveau erreichen konnten, aber die mit "Tempest" nun auf dem Tiefpunkt ihrer Karriere angelangt sind. Schon der erste Eindruck des Titelsongs verheißt nichts gutes: schwachbrüstige Keyboardsounds und progressives Herumgedümpel, doch glücklicherweise rettet Gitarrist Dave Johnson den Song, der sich im weiteren Verlauf doch noch auf ansehnliches Niveau emporschwingt. Doch auf Dauer haben North Star bei weitem nicht die Kraft der Vergangenheit. Das liegt keineswegs daran, dass sie inzwischen nur als noch Trio unterwegs sind und vollständig auf Gesang verzichten, viel hängt mit dem uneinheitlichen Gesamteindruck zusammen. Da gibt es mal mit "Ruadra" ein Stück, was nur von der Sitar bestimmt wird, mit "Prelude in C" eher langweiliges Rumgeklimper oder auch mit "Gettin' Gigué with it" eine flache Billig ELP Version. Damit das Album nicht zu einem Totalausfall verkommt, besinnen die Amerikaner aber zwischendurch doch noch auf ihre Stärken und können ihre Genesis Vergangenheit aufarbeiten oder es einfach richtig progressiv krachen lassen. Insgesamt ist dies aber zu wenig, womit eigentlich nur Fetzen aus einem nicht vorhandenen Konzept im Gedächtnis hängen bleiben.

Kristian Selm



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