CD Kritik Progressive Newsletter Nr.31 (07/2000)
Erik Norlander - Into the sunset
(54:58, Transmission Records, 2000)
Neben Arjen Lucassen alias Ayreon macht momentan ein weiterer Musiker verstärkt auf sich aufmerksam, der aber ebenfalls eng mit dem ersten Namen verbunden ist. Die Rede ist natürlich von Erik Norlander, seines Zeichens Kopf der Rocket Scientists, Hauptschreiber für Lana Lane, sowie Mitwirkender bei den letzten beiden Ayreon Scheiben. Und was ist nun der Sinn hinter diesem Soloalbum, hat dieser Mann sich nicht schon bei den anderen Projekten ausgetobt? Anscheinend nicht, und dieses Soloalbum macht deswegen Sinn, weil es zwar von jedem seiner anderen Projekte etwas enthält, aber insgesamt wesentlich flotter, geradliniger, rockiger ausgefallen ist, auch wenn hier und da Herr Norlander seinen progressiven Gedanken nicht wiederstehen konnte. "Into the sunset" ist neben der angesprochenen melodischen Härte, auch wesentlich songorientierter, und mit Rockröhre Glenn Hughes (ex-Deep Purple, ex-Black Sabbath), sowie Lana Lane, Edward Reekers (ebenfalls von den Ayreon Projekten bekannt) und Robert Soeterboek hat er sich stimmkräftige Unterstützung ins Studio geholt. Zwar sieht man im Booklet wahre Keyboardburgen, die Norlander umgeben, doch erstaunlicherweise ist es vor allem die Gitarre von Arjen Lucassen, die "Into the sunset" prägt. Doch keine Angst, auch der Keyboard Wizard aus den U.S.A. hat sich auf seinem eigenen Album Platz, sprich vier Instrumentaltitel, geschaffen, wo er sich richtig austoben darf, wie z.B. beim klassisch angehauchten "Dreamcurrents". Doch über weite Strecken wirkt dieses Soloalbum nicht wie ein Alleingang, vielmehr wie das Album einer kompletten Band und gehört damit definitiv nicht in die Sparte eines reinen Keyboardalbums. Rockiger als die Rocket Scientists, epischer und ausladender als Lana Lane, weniger verschachtelt wie Ayreon, vielleicht kann man so einigermaßen beschreiben, was bei diesem Album anders, als bei den anderen Projekten ist. Oder anders herum, "Into the sunset" ist ein gut gemachtes Sinfonikrockalbum, welches mächtig abgeht und nicht auf Bombast verzichtet.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000