CD Kritik Progressive Newsletter Nr.31 (07/2000)
New Age - Neptuned
(40:27, Supply, 1980)
Keine Bange, der Bandname ist kein Programm. Hierbei handelt es sich also nicht um ein New Age-Produkt, sondern um eine weitestgehend unbekannte Prog-Band aus den Staaten. Meines Wissens ist das 1980 aufgenommene "Neptuned" ihr einziges Album, bei Vinylsammlern natürlich dank der geringen Auflage entsprechend gesucht. Doch nicht nur die Exklusivität macht dieses Album interessant, die Musik ist nämlich auch ganz brauchbar. Chef der Band ist ein gewisser Larry Oliver, seines Zeichens Keyboarder / Sänger / Komponist in Personalunion. Dazu kommen noch Gitarrist Shuford, Drummer McNeilly, Bassist Fields, Saxophonist Malaspina und Geiger Young. Neben Oliver prägt eben dieser Herr Young entscheidend den New Age-Sound, wohingegen die Blasinstrumene nur sporadisch zum Einsatz kommen. Die Kompositionen sind nachvollziehbar, selten sperrig und nie überladen. Bei den Keyboards dominieren eindeutig Orgel und Klavier, Synthesizer sind eher Randerscheinungen (ein Mellotron fehlt völlig), die Stimme Olivers ist unspektakulär, aber akzeptabel. Klassische Einlagen (Liszt, Grieg) werden geschickt eingesetzt, so z.B. "In dreams" oder dem definitiven Höhepunkt dieses Albums, dem über 10-minütigen "Alpha Centaurus". Man höre sich mal genau das Ende dieses Songs an - die Ähnlichkeit zur Rabin-Version von "Würm" ("Starship trooper"-Ende), wie sie auf der 90125-Tour gespielt wurde, ist frappierend! Was Rabin seinerzeit aus seiner Gitarre hervor zauberte, spielt hier Young auf seiner Geige. Wären New Age bekannter gewesen, könnte man sich glatt die Frage stellen, ob hier jemand geklaut hat (man beachte: diese Aufnahme stammt von 1980!). A propos Ideenklau: im nächsten Lied, dem Titelsong, ist der Fall klar: hier hat sich Herr Oliver ein wenig bei Herrn Wakeman ("Six wives") bedient. Er kriegt aber noch die Kurve und baut ausreichend eigene Elemente (hier speziell wieder die Geige) ein, um am Ende des Stückes dann doch wieder bei Herrn Wakeman zu landen. Insgesamt ein Album mit einigen Höhen und einigen eher durchschnittlichen Songs. Keine unbedingte Kaufempfehlung, zumal ein hoher Einkaufspreis kaum zu vermeiden ist und die Aufnahme von Vinyl gezogen wurde. Aber sicherlich für den Raritätensammler mit Vorliebe für klassisch angehauchte amerikanische Prog-Mucke im Mitt-70er-Stil eine Überlegung wert.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2000