CD Kritik Progressive Newsletter Nr.31 (07/2000)
Lucifer Was - In Anadi's bower
(52:26, Record Heaven, 2000)
Vor drei Jahren hatte ich das zweifelhafte Vergnügen die norwegische Band Lucifer Was als Opener des Scandinavian Progressive Rock Festivals in Stockholm livehaftig zu erleben. Die Erinnerungen an dieses Ereignis sind eher in den Bereich "abhaken und vergessen" einzuordnen, denn mit ihrer Mischung aus 70er Jahre Hard Rock und viel Geflöte, einem Sänger der die Ausstrahlung eines geöffneten Kühlschranks besaß, sowie Musikern, die beteiligungslos auf der Bühne herumstanden, waren selbst die unterkühlten skandinavischen Zuschauer kurz vorm Einschlafen. Mit "In Anadi's bower" folgt nun ihr zweites Studiowerk, dass zwar nicht mit Überraschungen um sich wirft, aber dennoch musikalisch versöhnlicher und etwas spannender klingt. Zum einen hat die Band als Ergänzung Mellotronsound in ihr Repertoire mitaufgenommen, zum anderen rockt es gut los, so dass man sich sehr schnell in den 10 Liedern zurechtfindet. Ansonsten sind sie dem Hard Rock der frühen Tage treu geblieben, mal klingt's wie fröhliche Black Sabbath oder geradegebügelte Uriah Heep mit etwas moderater Ian Anderson Flöte. Warum dass Album aber nur gefällig und nett, aber keineswegs überdurchschnittlich wirkt, liegt vor allem daran, dass die Songs nach dem immer gleichen Schema funktionieren. Da wird frisch losgerockt, fast immer im gleichen 08/15 Rhythmus, Taktwechsel und Breaks sind dem Schlagzeuger fremd. Es folgt im Chorus eine eingängige Melodie, bevor das obligatorische Solo an röchelnder Gitarre oder Flöte für einen inhaltlichen Schnitt sorgt. Danach noch etwas Dynamiksteigerung und schon geht's weiter mit dem nächsten Song. Nur gegen Ende in den Longsongs kommt mal etwas mehr Atmosphäre und Spannung auf. Und so wirken Lucifer Was wie unauffällige Schichtarbeiter: gewissenhafte Arbeit, aber ja nicht zu viel Engagement.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000