CD Kritik Progressive Newsletter Nr.30 (05/2000)

Leah Waybright - Beauty gone wild
(46:25, Innertainment, 1999)

Wenn auf einer CD schon mit der Ankündigung geworben wird, dass auf ihr drei Mitglieder der legendären Happy The Man mitspielen, dann ist die Erwartungshaltung auch dementsprechend hoch. Die aufwendig gestaltete Verpackung in Buchformat mit liebevoll gemalten Illustrationen, eingebettet in ein Konzeptwerk über die Geschichte und Sprache von Blumen, sorgt optisch ebenfalls für Vorfreude. Doch wenn eine Einleitung so beginnt, das folgt bestimmt Ernüchterung. Und so ist es leider auch mit dieser CD. Leah Waybright, in einer Person Floristin, Pianistin und Komponistin, hat sich für die musikalische Umsetzung ihrer Ideen, wie schon oben angesprochen, neben Gary Blu an Flöte und Gerado Velez an Congas, auch noch die Unterstützung dreier Happy The Man Musiker ins Studio geholt. Doch Schlagzeuger Ron Riddle klingt mit seinem elektronischen Schlagzeug leider sehr synthetisch und bestenfalls wie ein aufgewerteter Drumcomputer. Gitarrist Stan Whitaker konnte ich auch nach dem vierten Hördurchgang einfach nicht entdecken oder die Tonspur mit der Gitarre ging irgendwie im Studio verloren. Allein Bassist Rick Kennell zeigt auch hörbar seine Präsenz, wobei aber dieses Werk eindeutig von den Keyboards und elektronischen Horn Melodien dominiert wird. Vom allgemeinen Eindruck klingt "Beauty gone wild" mehr wie ein Soloalbum einer Keyboarderin, als wie das Zusammenspiel einer richtigen Band. Die Sounds klingen einfach zu steril, zu technisch, in ihnen blüht ganz im Gegensatz zum Blumenkonzept kein Leben. Betrachtet man das Album aber ohne die hohe Erwartungshaltung, so gibt es dennoch auch Positives zu vermelden. Die Arrangements leben von einer fröhlichen, melodiösen Leichtigkeit, die aber keineswegs belanglos wirkt. Man könnte für sie die neue Stilrichtung Easy Listening Prog erfinden. Hier und da schimmert sogar auch leicht der typische Progressive Rock / Jazz Rock Sound von Happy The Man durch. "Beauty gone wild" ist somit kein schlechtes Keyboardalbum, aber letztendlich auch nicht mehr als nett. Aber wer erwartet von Blumen schon Aggressivität, wo sie doch nur Pflanzen sind?

Kristian Selm



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