CD Kritik Progressive Newsletter Nr.30 (05/2000)
L.Subramaniam - In Moscow
(36:41, Boheme, 1988)
Nach Gunesh ein weiteres Kleinod aus den Archiven der ehemaligen Sowjetunion. Diesmal geht es um den indischen Geiger L.Subramaniam, der in Jazzkreisen bereits mit solchen Größen wie Maynard Ferguson, Tony Williams oder Stanley Clarke zusammenarbeitete und auch auf mehreren renommierten Jazzfestivals auftrat. Nun ist aber die Musik des Inders keineswegs dass, was man landläufig in das 'normale' Jazzmuster pressen würde, sondern neben Einflüssen aus der indischen Folklore, springt der Saitenvirtuose gekonnt zwischen World Music, Jazz Rock, Fusion hin und her, wie auch progressive Tendenzen unverkennbar einfließen. Die Ende der 80er Jahre in Moskau aufgenommene Scheibe lebt von einer Mischung aus wehleidigem Weltschmerz, bei dem gefühlvoll die Violine zum Klingen gebracht wird, behände untermalt von weichen Keyboardsounds. Ansonsten geht's ab wie's Brötchen, will sagen, die Saiten glühen und temporeich gibt es ein Feuerwerk an virtuoser Notenakrobatik, die dennoch nicht zu überladen wirkt. Dazu kommen noch die typischen Rhythmen aus den indischen Subkontinent. Bei den letzten beiden Titel kommt erstaunlicherweise auch noch der momentan so angesagte Latin Touch dazu, was der internationalen Verschmelzung der Stile noch mehr Drive verleiht. Sicherlich ist diese Art von Musik hauptsächlich etwas für Fusionliebhaber, aber beim Blick über den Tellerrand und der Herausforderung zu neuen Ufern, darf auch der offene Hörer ruhig mal ein Ohr riskieren.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000