CD Kritik Progressive Newsletter Nr.2 (01/95)
Ozric Tentacles - Arborescence
(59:18, Dovetail, 1994)
Es gibt einfach Gruppen, deren Musik ist wie ein Virus, ist man erst einmal angesteckt, kriegt man ihn nicht mehr los. Gerade bei Ozric Tentacles trifft das für mich vollkommen zu. Als ich sie zum ersten Mal so nebenbei anhörte, war die erste Reaktion: na ja, ganz nett, kann man sich ruhig noch mal anhören. Beim zweiten Anhören blieb es nicht und inzwischen nenne ich sieben Alben mein eigen. Ihre Musik hat eigentlich nur noch am Rande etwas mit dem sogenannten Progressive Rock zu tun. Am besten trifft als Beschreibung Space Rock mit verschiedenen Einflüssen aus Bereichen wie Ethno, Indie oder Reggae zu. Ihre Alben glänzen nicht gerade durch innovative Einfälle, wenn man sogar böse ist, kann man behaupten: Kennst du eine Scheibe, kennst du alle. Der Reiz liegt meines Erachtens aber gerade in diesen ewigen Wiederholungen, die dadurch geradezu hypnotisierend wirken. Doch sei gleich gewarnt: zu viel Ozric wirkt auf Dauer etwas einschläfernd und nervtötend. Für alle, die mit diesen zugegebenermaßen wirren Beschreibungen nichts anfangen können, hier noch der Versuch einer richtigen Analyse. Ozric Tentacles spielen ausschließlich Instrumentalmusik, die teilweise von einer abgedrehten Gitarre geprägt ist. Andere Stücke hingegen gehen schon fast in Richtung New Age mit sphärischen Keyboards und fremdartigen Soundcollagen. Auch bieten die Albencover eine willkommene farbliche Abwechslung zum sonstigen faden Einerlei. Hier werden bunt Farben gemischt und allerlei komische Gestalten tummeln sich im Booklet. Auch sind die Namen der Stücke spacig oder wer kann mit Titel wie z.B. "Yog-bar-og", "Al-Salooq" oder "Dance of the Loomi" übersetzen? Das oben geschriebene passt eigentlich auf alle Alben von Ozric Tentacles. So bieten die Ozrics auch auf ihrem neuesten Studiowerk für ihren Bereich wenig Neues. Diese Scheibe dient aber genau wie alle anderen Studioalben als guter Einstieg in diese Art von Musik. Meine persönliche Lieblingsscheibe bleibt aber weiterhin ihr Livealbum "Live underslunky", da live diese Musik noch besser wirkt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1995