CD Kritik Progressive Newsletter Nr.29 (03/2000)
Tempus Fugit - The dawn after the storm
(57:26, Rock Symphony, 1999)
Wenn eine Band mit Vorschußlorbeeren nur so überschüttet wird, dann ist das entweder höchst verdächtig oder an den vielen positiven Meinungen steckt doch irgendwie genug Wahrheitsgehalt. Tempus Fugit, katapultieren sich mit ihrem Debüt "Tales from a forgotten world" nach diversen Kritikermeinungen gleich an die Spitze der brasilianischen Progressive Rock Bands. Keine Kunst, wird mancher denken, denn trotz einem massiven Output sind die Klänge aus Südamerika selten für europäische Ohren von tragender Durchschlagskraft. Doch die Band aus Rio verdient wirklich die ihr zugebrachte Aufmerksamkeit. Sicherlich schwingt hier und da die typische Leichtigkeit, von manchen auch ganz böse als melodische Belanglosigkeit deklariert, durch, doch trotz aller Harmonie und wunderbarer Melodien, muss man den Brasilianern auch ein gehobenes Maß an Ideenvielfalt und Variationsreichtum zugestehen. Tempus Fugit sind eindeutig in der neo-progressiven Schiene zu Hause: die Gitarre brilliert, weint oder schleicht gemütlich voran, die Keyboards umschmeicheln sanft die Melodieführung oder drängen sich sachte in den Vordergrund und eine druckvolle Rhythmustruppe hält das Quartett je nach Stimmungslage bestimmend oder auch zurückhaltend zusammen. Hinzu kommen noch viele akustischen Parts, die mit folkloristisch-klassischem Anstrich dem Album Tiefe verleihen. Ein weiterer Pluspunkt liegt darin begründet, dass sich Tempus Fugit hauptsächlich instrumental elegisch, aber bestimmt fortbewegen. Der angenehme Gesang von Keyboarder André Mello ist dennoch kein Minuspunkt, aber stimmlich fehlt es noch an Power. "The dawn after the storm" ist ein Album, welches man seine Herkunft zwar anhört, aber dass dennoch den Brückenschlag zu bekannten Höreindrücken aus Gefilden schafft. Ruhiger Neo Prog mit Exotenbonus, diese Band sollte auch bei uns ihre Fans finden.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000