CD Kritik Progressive Newsletter Nr.29 (03/2000)
Spiral Architect - A sceptic's universe
(43:51, Sensory, 2000)
Metal ist ja hauptsächlich Musik für den Magen. Spiral Architect erheben nun den Anspruch mit ihrer Interpretation von Metal auch den Kopf zu erreichen. Herausgekommen ist dabei wahrhaft technisch anspruchvoller Prog Metal, der einem hektische Taktwechsel und abartige Tonfolgen mit enormen Frickelfaktor, aber ebenso sehr sphärischem Soundcollagen nur so um die Ohren bläst. Auch ansonsten wurde nichts dem Zufall überlassen, denn als Produzenten holte man sich Neil Kernon an Bord, der u.a. schon mit Yes, Brand X oder Kansas zusammenarbeitete und ebenfalls bei Queensrÿche's "Rage for order" hinter den Reglern saß. Das technische Können ist auf diesem Album wirklich herausragend, wobei zwar ohne Keyboarder gearbeitet wird, aber dieses Defizit durch aberwitzige und unheimlich variable Saitenakrobatik mehr als nur ausgeglichen wird. Auch verlassen sich die Norweger nicht auf die üblichen Powerriffs und Sägeakkorde, vielmehr nutzen sie die volle Bandbreite des Klangspektrums ihrer Instrumente aus. Mit dem ehemaligen Manitou Sänger Oeyvind Haegeland verfügt man zudem über einen kraftvollen Heavyshouter, der nicht nur in den höchsten Tönen kreischen kann. Dennoch fallen Spiral Architect zusehendst in die Technikfalle. Über aller Virtuosität wurde leider wenig auf wiedererkennbare Strukturen gesetzt. Man kann eigentlich an jedem Punkt der CD einsteigen, wird von der extremen Technik begeistert sein, kann aber nur schwer die einzelnen Songs unterscheiden. So bleibt der Höreindruck zwiespältig. Wer die höchsten Finessen technischer Musik erleben möchte, wird in diesem Album seine Offenbarung finden, ansonsten bleibt es wegen der Sprunghaftigkeit äußerst schwierig den Durchblick zu bewahren.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000