CD Kritik Progressive Newsletter Nr.29 (03/2000)
Shakary - Alya
(43:41 +43:43, Kaliphonia, 2000)
Eine neue Band und dann gleich noch ein Doppelalbum, muss dass sein? Nun eine CD hätte bei etwas kritischer Songsauswahl auch getan, denn beide CDs bringen es zusammen auf gerade mal 88 Minuten, aber mit diesem Gedanken im Hinterkopf handelt es sich dennoch um ein wunderbares Album, welches hochmelodischen Neo Prog in voller Schönheit präsentiert. Ein Kopf hinter Shakary ist der ex-Clepsydra Gitarrist Lele Hofmann, der durch seine Songschreibertätigkeiten und vor allem seinem unverwechselbaren, leicht weinerlichen Gitarrenstil dem Album deutlich seinen Stempel aufdrückt. Weitere Ideengeber sind musikalisch Scandy, sowie Sandor Kwiatkowski für die optische Aufbereitung. Da als Gastsänger auch noch Clepsydra Frontmann Aluisio Maggini mit von der Partie ist, klingt das Album über weiter Strecken wie eine Fortsetzung der beiden ersten Clepsydra Alben "More grains of sand" und "Hologram". Doch dass daraus nicht nur eine schnöde Fortsetzung, sondern etwas zum Teil Eigenständiges wird, dafür sind weitere Gastmusiker zuständig. Vor allem Violinst Carlo Cantini fiedelt wie ein Derwisch, aber auch Gasttrompeter Stefano Pista Salvade sorgt für in diesen Musikstil ungewohnte Hörerlebnisse. "Alya" beinhaltet alles das, was man sich von gutem Neo Prog wünscht: druckvolle Arrangements, sinfonisches, hymnisches Zusammenspiel von Gitarre und Keyboards mit gelegentlichen Soli und wunderschöne Melodien, all dies durchzogen von moderaten Breaks. Bei genauer Betrachtung fallen natürlich schon kleinere Schönheitsfehler auf: hier und da haben die Songs einige Längen, manches wirkt künstlich gestreckt oder man findet sich in Klanglandschaften wieder, die einem irgendwie verdammt bekannt vorkommen. Bei kritischem Vergleich zu den führenden Bands des Genres, muss dieses Album sicherlich auch mehr ins zweite Glied zurücktreten. Doch soll alles dies nicht darüber hinwegtäuschen, das dieses Konzeptwerk den Fans genau das bietet, was sie hören wollen und ehrliche, von Herzen kommende Musik ohne abgebrühten Kommerzgedanken liefert.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2000