CD Kritik Progressive Newsletter Nr.29 (03/2000)

Novela - From the mystic world
(36:17 + 50:25, Nexus, 1984)

Ende der 70er wurde die japanischen Formation Sheherazarde gegründet, die sich später in Novela umbenannte. Zu den Mitgliedern der Band gehörten damals einige der wichtigsten und später einflussreichsten Musiker der japanischen Progressive Rock Szene, wie z.B. Toshio Egawa (Keyboards, später Gerard), Terutsugu Hirayama (Gitarre, später Teru's Symphonia), Jutaro Okubo (Bass, später Starless) und Hideaki Indo (Schlagzeug, später Pageant). Die Band gewann einen Wettbewerb des bekannten Rockmagazins Rock'n F und unterschrieben bei King Records einen Plattenvertrag. Novela, die durch Genesis, Queen und Kiss beeinflusst waren, erreichten mit ihren 1980 veröffentlichten Debüt eine erstaunliche Popularität, besonders unter der weiblichen Bevölkerung. Sie nahmen zwischen 1980 und 1984 sechs Alben auf, bevor sich die Band schließlich auflöste. Das nun vorliegende Livealbum wurde 1984 in Osaka und Tokyo mitgeschnitten und umfasst Lieder aus der gesamten Karriere von Novela. Stilistisch sind Novela sehr stark im sinfonischen Hard Rock verwurzelt, dennoch machen Balladen und komplexere Songstrukturen die Musik der Japaner wesentlich vielschichtiger und interessanter. Abwechselnd ergreifen Keyboards bzw. Gitarre die Initiative, entweder wird losgerockt oder typischer Nippon Bombast Prog in Perfektion geboten. Beim instrumentalen Teil also nichts zu meckern, dafür ist der Gesang von Hisakatsu Igarashi für westliche Ohren sehr gewöhnungsbedürftig. Mit viel Tremolo schmettert er die englischen Titel ausschließlich in Landessprache vor sich hin. Auch sind die vielen zuckersüßen Balladen sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Im Vergleich mit den Nachfolgebands, bei denen die Musiker später ihr Glück fanden, sind Novela noch wesentlich rockiger und nicht ganz so bombastisch überladen. Dennoch ist es empfehlenswert bei Novela Toleranz gegenüber eigenwilligen japanischen Gesang entgegenzubringen und mehr die rockige Schiene zu bevorzugen, denn bei einem Doppelalbum und den saftigen Japanimportpreisen ist eine Anschaffung nicht gerade billig.

Kristian Selm



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