CD Kritik Progressive Newsletter Nr.29 (03/2000)

The Morris Quinlan Experience -The Morris Quinlan Experience
(43:57, Ted Smith Records, 1999)

"Poetry meets Rock", nicht einfach nur Poesie, nicht einfach nur Rock - mit diesem Anspruch gehen The Morris Quinlan Experience auf noch nicht ganz so ausgetrampelten Pfaden, ihren eigenen Weg. Gedichte und Geschichten, in ihrem traurigen, melancholischen Stil etwas an die Songpoeten Leonard Cohen oder Tom Waits erinnernd, werden von musikalischen Landschaften gekonnt umschlungen, aber nicht verschluckt. Die anscheinende Begleitmusik verkommt zum Glück nicht zu dergleichen, Elemente aus Folk, Sinfonic Rock, psychedelischer Verträumtheit, mal ganz in den 70er verwurzelt, dann wieder die Stimmung der 90er aufgreifend, sie schwingt sachte, aber bestimmend vor sich hin. Sind es auf der einen Seite moderne, trippige Beats die träge vom Saxophon gestreichelt werden oder auch dramatische Untermalung in bester Pink Floyd Manier, alles wirkt sehr relaxt, von melodischer Sanftheit und schwerer Trägheit durchwebt. Ob Trompete, Klavier oder schleppende Gitarrenakkorde, ob coole Barmusik, hypnotische Beats oder orchestrale Dramatik, der Soundtrack zu den neun Nummern steckt voll facettenreicher Momente. Die Musik spiegelt die Geschichten einer anonymen Figur wieder, die im Regen im Trenchcoat rastlos durch die Straßen zieht. Mal sind die Geschichten rasiermesserscharf erzählt, dann wieder legt ein Schleier des Ungewissen über ihnen, ganz wie die Musik. Um noch das Rätsel hinter dem Bandnamen zu lösen. Morris Quinlan heißt keiner der drei Musiker, es ist lediglich die Person, die hier die Geschichten erzählt. Ein Album, das nicht jeden anspricht, aber mehr als nur Musik bietet.

Kristian Selm



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