CD Kritik Progressive Newsletter Nr.28 (12/1999)

Pierre Vervloesem - Home made
(65:48, Carbon 7, 1994)

Der Gitarrist von "X- Legged Sally" und Co- Produzent vom "dEUS", der Belgier Pierre Vervloesem legt mit "Home made" sein erstes Solo- Album vor. Hauptsächlich instrumental gehalten, gleicht es einem Patchwork: Auf gut einer Stunde drängen sich 20 (!) Tracks, allesamt gitarredominiert und allesamt mit einem guten Schuss Humor eingespielt. Die Machart und auch der Stil weisen deutlich auf Frank Zappa (was ja eigentlich nicht das schlechteste ist). Die Songs (wenn man sie denn wirklich so nennen will) wurden in Vervloesems Home Studio mit minimalstem Equipment eingespielt, das Rohe und Unfertige ist bei diesem Album also Konzept. Und so erscheint das Album beim ersten Anhören wie eine bloße Aneinanderreihung kleiner kompositorischer Einfälle ohne komplexeren Zusammenhang. Wenn man die Stücke aber einzeln unter die Lupe nimmt, dann erschließen sie sich mehr - aber eben jedes einzelne für sich - und dann wird auch der Zusammenhalt innerhalb des Albums deutlich. "Home Made" ist ein Kaleidoskop, ein Einblick in den Mikrokosmos des typischen (?) Belgiers Vervloesem: Einmal geht es um die maulende Mutter beim Besuch eines Freundes ("Phillip"), dann um arme, leidgeprüfte Kinder, die ihre Ferien im Baulärm der Camping- Plätze und Bettenburgen Spaniens verbringen müssen ("Holiday out"), oder es geht um katastrophale Griechenland- Reisen ("Fet"), um Italienisch ("Something in italian") oder um Weihnachten ("Christmas in New Jersey") - und so absurd wie die Themenwahl - und nur das Leben kann uns so absurde Themen vorgeben - so absurd sind dann auch die Umsetzungen. Sicher keine Scheibe, die die Massen begeistern könnte (und ich bin sicher, sie ist auch nicht als solche intendiert) aber bestimmt ein Geheimtipp für Freunde der Zappa'schen Kunst.

Sal Pichireddu



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