CD Kritik Progressive Newsletter Nr.28 (12/1999)
TNR - The chessboard
(47:05, TNR, 1992)
TNR - Samsara
(46:05, Mellow Records, 1994)
Bei "Samsara" handelt es sich zwar nicht gerade um eine brandaktuelle Veröffentlichung, dennoch meine ich, dass dieses Werk unbedingt einmal vorgestellt werden sollte. Im Gegensatz zur ersten CD von TNR (The Noisy Room) mit dem Titel "The chessboard", wirkt die gesamte Produktion wesentlich ausgereifter. Auch kompositorisch wurde ein großer Schritt nach vorne gemacht. TNR versuchen nicht mehr einfach Peter Hammill nur zu kopieren, sondern legen auf diesem Album viel mehr Wert auf eine eigene Identität. Auch wurde der doch etwas störende Drumcomputer eingemottet und ein Schlagzeuger als festes Bandmitglied integriert. Trotzdem merkt der Hörer natürlich immer noch die starken Hammill-Einflüsse. Die meisten Stücke sind ruhig gehalten und klingen sehr melancholisch. Bestimmt wird die Musik durch das gefühlvolle Keyboardspiel von Ohm, der sich dann auch für die meisten Kompositionen verantwortlich zeigt. Höhepunkte sind reichlich vorhanden. Angefangen mit den wirklich wunderschönen Stücken "Your ghost", "Samsara" und "Poor land of ours" über das aggressivere "Silhouette" oder Songs wie "Someone who forgets" und "The unspeakable restpart 2" bis hin zum jazzig angehauchten Instrumental "The third reason". Teile der CD wurden sogar in Hammills Studio in Bath aufgenommen. Außerdem wirkt der Geiger Stuart "Hooligan" Gordon auf "The unspeakable rest part 2" mit, ständiger Wegbegleiter Hammills in den 90er Jahren und drückt diesem Stück seinen Stempel auf. Stimmungsmäßig ist diese CD irgendwo zwischen "Fireships" und "X my heart" anzusiedeln. Also all diejenigen, die Hammill, Gabriel oder auch Tori Amos mögen, sollten "Samsara" unbedingt einmal antesten. Zum Abschluss möchte ich aber kurz noch auf das bereits oben erwähnte Debüt "The chessboard" eingehen. Hier befindet sich Ohm doch etwas zu sehr auf den Spuren von Hammill. Einige Parts sind fast identisch übernommen bzw. nur unwesentlich verändert worden und es wird außerdem versucht den Gesangsstil auf Teufel komm raus zu imitieren. "Cross and the white shield" und Where are you when I need you" klingen stark nach der Phase Hammills in den Mitt- bzw. Spätachzigern, "The runner" beginnt z.B. haargenau wie "Time to burn" von Hammill. Das ganze Werk ist aggressiver als "Samsara" und schlechter produziert. Dennoch befinden sich auch bereits hier einige wirklich vielversprechende Ansätze. Wunderschön melancholisch und leider mit je 1:30 min viel zu kurz sind der Opener "Season's end" und "When a friend goes away". Der Titelsong bildet mit einer Spielzeit von ca. 10 Minuten das Kernstück. Auch hier werden Parallelen zu VDGG oder auch zu Hammills Magnum Opus "Flight" deutlich. " The beat of a different drummer" gefällt mir zwar weniger, allerdings wird hier im Hintergrund der Text aus VDGGs "Arrow" von der CD "Godbluff" zitiert. Auch das Intro von "Solitaire" ist kopiert. Und zwar wurde hier ein Riff von "Alice" verwendet. Aber wen es nicht stört, dass hier teilweise geklaut wurde, der sollte auch in diese CD zumindest mal reingehört haben. Denn welche Gruppe oder Interpret kann schon von sich behaupten, in etwa wie VDGG oder Peter Hammill zu klingen. Sehen wir es also einfach als eine Hommage an einen der wichtigsten, wenn auch etwas unbekannteren Interpreten in den letzten 30 Jahren.
Jürgen Durau
© Progressive Newsletter 1999