CD Kritik Progressive Newsletter Nr.28 (12/1999)

Tanger - Tanger
(49:13, Privatpressung, 1999)

Wunsch und Wirklichkeit gehen bei den hochtrabenden Werbeankündigungen mancher Plattenfirmen leider sehr oft auseinander. So heißt es bei Tanger recht verkaufsfördernd "King Crimson mit Ian Anderson Flöte". Doch da macht es sich die Werbung zu leicht: nur weil etwas Flöte vorkommt, gleich von Ian Anderson zu sprechen ist schon vermessen, aber dann auch noch nur weil die Songs spröde und etwas schräg vor sich hin stolpern, gleich King Crimson zu zitieren, ist schon Rufschändung. Die guten Absichten sind beim Quartett aus Argentinien sicherlich erkennbar, auch musikalisch hat man sich einige Mühe gegeben und am Zusammenspiel gefeilt, doch so rechte Stimmung will eben nicht aufkommen. Die Musik nagt zur arg an der Oberfläche, ohne fest in die Tiefe zuzubeißen. Da krächzt mal die Gitarre, es flötet recht charmant oder auch der Rhythmus wird vertrackt herbeizitiert, aber irgendwie klingt das zu lässig, ohne den rechten Biss etwas Eindringliches daraus werden zu lassen. Gewollt schlampig oder doch nur orientierungslos? Tanger sind von den richtigen Ideen beseelt, doch ist ihnen wohl doch noch nicht ganz geheuer, was sie daraus machen wollen. Der Reiz des Unfertigen schimmert durch, zur totalen Erhellung des eigenen Eindrucks reicht es leider noch nicht.

Kristian Selm

Vertrieb: Viajero Inmovil Diffusion c/o Felipe Abel Surkan, L. De la Torre 758 D°2, Quilmes O. (1879), Argentinien

© Progressive Newsletter 1999