CD Kritik Progressive Newsletter Nr.28 (12/1999)
Taï Phong - Windows
(39:15, WEA, 1976)
So weit ich weiß wurde in bislang keinem Heft über die französische Band Taï Phong berichtet, die in der zweiten Hälfte der 70er Jahre drei doch teilweise sehr interessante und schöne Alben veröffentlichte. Die hier von mir besprochene CD "Windows" ist die zweite VÖ der Band. Ein Mitglied dieser Band ist mittlerweile, zumindest in Frankreich, zu einem Superstar geworden, der dort wahrscheinlich einen Status wie bei uns vielleicht Marius Müller Westernhagen erreicht hat. Natürlich nicht mit Progressiver Rockmusik, was sich ja schon ganz von selbst versteht. Es ist die Rede von Jean-Jacques Goldmann, dem einen oder anderen von euch vielleicht ein Begriff?! Kommen wir aber nun endlich zur Musik auf "Windows". Ich denke das man Taï Phong nicht unbedingt mit den anderen Prog-Größen aus den 70ern vergleichen kann. Das spricht eigentlich für diese Gruppe. Am ehesten würde ich vielleicht noch aufgrund der hohen Melodiosität Vergleiche zu Camel sehen. Die Musik ist teilweise sehr verträumt, romantisch und sehr melodisch, abgefahrene Stellen wird man hier nicht finden. Das man es aber durchaus versteht auch Tempo in die Songs mit einzubauen beweist gleich der Opener "When it's the season". Kitsch lässt auch im einen oder anderen Stück grüßen, z.B. beim vom Piano-bestimmtem "Games" oder das von der Akustikgitarre geprägte "Last chance". In diesem Fall ist der Begriff Kitsch aber durchaus nicht negativ zu werten. Zwei sehr schöne Songs, die man am besten bei einem Glas Rotwein und Kerzenlicht genießt. Auch die 12saitige Gitarre ist ein wichtiges Instrument im Konzept von Taï Phong. Gesungen wird übrigens in Englisch und meistens in höherer Tonlage. Ich empfinde die Stimme bzw. Stimmen als sehr angenehm, dem einen oder anderen sind sie vielleicht etwas zu glatt oder zu hoch. Ein bestimmtes Stück möchte ich nicht hervorheben. Jeder der 6 Songs weiß auf seine eigene Art zu gefallen. Positiv zu bewerten sind auch die gewählten Sounds der Instrumente. Ein Mellotron habe ich zwar nicht heraushören können, dafür aber das bei mir ebenfalls sehr beliebte subtil klingende Rhodes-Piano. Der Titel des abschließenden Stückes "The gulf of knowledge" ist Programm. Nach einem Orientalisch angehauchten Intro wird man von wunderschönen Klängen und Melodien über 10 Minuten lang in eine Traumwelt entführt. Legt die CD ein und genießt diese wunderschönen Klänge. Ein Tipp für harmoniesüchtige Progfans.
Jürgen Durau
© Progressive Newsletter 1999