CD Kritik Progressive Newsletter Nr.28 (12/1999)

Runaway Totem - Andromeda
(49:24, Musea, 1999)

Seit ich mir in den letzten Wochen einen gehörigen Anteil des Backkatalogs von Magma zugelegt habe, rotieren Christian Vander und Konsorten ziemlich häufig im Player. Nun gibt es auch heute noch Bands, die sich deutlich von den Franzosen inspiriert fühlen und eigenartige Titel wie "Kontakt" oder "OD.:. OB .:." und die Namen der Bandmitglieder (Cahål De Bêtêl, Mimhïr De Bennu, Tiphereth, Nezah, Vîhür) machen den Vergleich auch augenscheinlich. Bereits die beiden ersten Longplayer "Trimegisto" und "Zed" waren von einem sehr eigenständigen Sound geprägt, der irgendwo zwischen hypnotischen Rhythmen, opernhaftem Gesang in Latein bzw. italienisch und harten Gitarren anzusiedeln ist. Mag es an der Verklärtheit der Zeit oder aber auch an dem erschlagenden Vergleich mit Magma liegen, Runaway Totem klingen zwar immer noch einzigartig und sehr gewöhnungsbedürftig, aber irgendwie hat "Andromeda" nicht ganz den rechten Biss der Vorgänger. Eigenartig eigentlich, denn wenn man sich im Gegensatz dazu das Universal Totem Orchestra betrachtet, bei dem ja immerhin 3/4 von Runaway Totem mitmusizieren, so überzeugt deren Album doch mit mehr Überraschungen und Ideen. "Andromeda" ist keineswegs ein schlechtes Album und hat mit seinem sperrigen Gruftsound und treibenden Rhythmen auch seine starken Momente. Was aber vor allem abfällt und nervt, ist der Gesang von Roberto Gottardi alias Cahål De Bêtêl. Doch immer wieder, wenn er Sendepause hat, steigert sich die Band in ekstatische, ewig wiederkehrende Wiederholungen voller Dynamik, die manisch, aber bestimmend voranmarschieren. Harter Stoff für starke Nerven!

Kristian Selm



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