CD Kritik Progressive Newsletter Nr.28 (12/1999)
Curtis Reid - Curtis Reid
(43:32, Privatpressung, 1999)
Reine Gitarren- bzw. Keyboardalben leben mit bestimmten Vorurteilen, die zum großen Teil einen Funken Wahrheit haben. Zu oft dienen sie allein dazu sein Können im Alleingang für die Nachwelt zu dokumentieren und hat dabei dummerweise vergessen, dass Musik nicht nur aus der Aneinanderreihung von Tönen besteht, sondern dass man den Songs auch eine Struktur verpassen sollte. Der aus Arizona stammenden Gitarrist Curtis Reid nimmt die erste Hürde schon mal ohne egoistische Hintergedanken, denn er hat sich zu seiner Unterstützung bei mehreren Gastmusikern Unterstützung geholt, so dass er sich ganz alleine auf seine Saitenkünste konzentrieren kann, was natürlich der Rhythmustruppe zu Gute kommt, da sie aus Fleisch und Blut ist und ausnahmsweise mal nicht aus der Konserve kommt. Stilistisch geht die Sache Richtung progressiven Gitarrenrock, ohne Schnellspielerei, ohne Schnörkel, einfach kernig und knapp auf den Punkt gebracht. Es rockt, es groovt, mal geht es mit den Gitarrensynthesizer auch in ätherische Weiten, variabel geht Curtis Reid mit dem deutlichen Gitarrenüberhang um. Hier etwas Dixe Dregs Feeling, dann einfach mal cool die Saiten angerissen. Hey, wo bleibt die Kritik? Da war ja noch der zweite Punkt vom Anfang, nämlich die Songqualität. Und diese - zumindest auf den ersten Blick - Stärke des Albums ist auch gleichzeitig seine Schwäche. Die Songs haben qualitativ ungefähr gleiches Niveau, was bedeutet, dass kein Lied herausragt, ein richtiger Hammer fehlt einfach. In der Tiefe wurde die richtige Form gewählt, aber am Ausdruck muss noch gefeilt werden. Dennoch ein guter erster Schritt in die richtige Richtung.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1999