CD Kritik Progressive Newsletter Nr.28 (12/1999)
Agenda - The eve
(53:28, Privatpressung, 1999)
Unsere progressive Weltkarte ist wieder mal um ein Land reicher. Diesmal stammt die Band aus der Ukraine und ist ebenfalls im Internet aktiv. Also flugs eine E-Mail nach Osteuropa geschickt, und kurzerhand flatterte eine selbstgebrannte Kopie der Band in Leonberg ein. Das Duo Agenda existiert seit 10 Jahren und besteht aus Victor Go (Gesang, Gitarre, Bass, Synthesizer) und C.George (Cello, Keyboards, Gesang), der fehlende Schlagzeuger wurde leider durch den elektronischen Rhythmusknecht ersetzt. Das lange Zusammenspiel und auch eine vielschichtige Palette von Einflüssen (Rock, Jazz, Pop) wirkt sich positiv auf die Musik aus, die von sinfonischen, Bombast ("Overture", "The eve" - sehr ELP lastig), sanften Jazz-Pop ("I am a star", "Discord"), moderner Progressive / Jazz Rock ("Don't ruin"), bis hin zu flottem, seichten Pop ("The axis") reicht. Instrumental ganz gut gemacht und mit einigen prägnanten Ideen versehen, wenn man sich auch mehr auf kürzere Songs orientiert. Doch leider macht ein eklatanter Schwachpunkt sehr viel kaputt: der mit verdammt viel Hall versehene, aber sehr flach klingende Gesang, der die Emotion eines sibirischen Bärens beim Winterschlaf hat. Grausamer als grausam, aber zum Glück nicht auf allen Titeln vertreten! Würden die beiden Ukrainer sich nur rein instrumental betätigen, dann hätte diese Scheibe neben den Exotenbonus sicherlich noch mehr Beachtung verdient. So bleibt nur die Devise: Ohren anlegen und Skip zum nächsten Lied.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1999