CD Kritik Progressive Newsletter Nr.28 (12/1999)
Pain Of Salvation - Entropia
(64:59, InsideOut, 1997)
Ihr letztes Jahr erschienenes Album "One hour by the concrete lake" gehörte eindeutig zu den interessanteren Prog Metal Scheiben. Nun legen InsideOut mit dem Konzeptalbum "Entropia" das Debüt der Schweden nach. Nach der wenig überzeugenden Liveperformance dieses Jahr im Vorprogramm von Threshold wirkt die Musik auf Tonträger wiederum wesentlich ausgereifter und komplexer, als dies von den fünfen auf der Bühne umgesetzt werden konnte. Was Pain Of Salvation von anderen Krachkombos positiv unterscheidet, ist die Tatsache, dass sie einem nicht nur Gitarrengeschreddere, kreischenden Gesang und Holperrhythmus im hektischen Arbeitsakkord unterjubeln wollen. Die Musik ist zum einen wesentlich verschachtelter, damit auch interessanter, und ruhige Zwischenparts, die Balance aus Härte, Bombast und Melodie, geben den Klängen aus dem hohen Norden mehr Tiefgang. Im Gegensatz zu "One hour by the concrete lake" ist das Debüt noch eine Spur härter, kompromissloser, braucht sie aber ansonsten keineswegs vor dem Nachfolger zu verstecken. Heavy Shouter Daniel Gildenlöw trifft mit seiner manchmal zu tremoliernden Stimme natürlich nicht immer den Geschmack des Zuhörers, aber er beherrscht ein recht breitgefächerte Spektrum, so dass man dies verschmerzen kann. Die Keyboards bekommen leider nur eine ziemlich untergeordnete Statistenrolle zugeteilt, so dass der Sound der Skandinavier eindeutig von den Saiteninstrumenten beherrscht wird. Einziges Manko in den anspruchsvollen Songs bleibt ihre Nachvollziehbarkeit. Gerne hört man sich durch die über eine Stunde lange Scheibe, die viel Atmosphäre und genug Spannung enthält, aber wiedererkennbare Melodien, die haften bleiben, sind eindeutig Mangelware. Dennoch eine der Prog Metal Scheiben, die durchaus beweisen, das bei diesem Stil ab und zu immer noch interessante Alben herauskommen können, die nicht nach Einheitsbrei klingen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1999