CD Kritik Progressive Newsletter Nr.28 (12/1999)
Morgul - The horror grandeur
(45:23, Century Media, 1999)
Wurde das lange Flehen auf ein neues Devil Doll Album doch noch erhört? Diese Vermutung fußt in der Tatsache, das Jack D Ripper (der als Mastermind hinter Morgul steht) ein nicht all zu ferner Verwandter von Mr.Doctor, dem wahnsinnigen Fürsten der Dunkelheit, zu sein scheint. "The horror grandeur" wartet mit diabolischen Lachen, geflüsterten, unverständlichen Nachrichten auf, und neben Black / Death Metal mit Grunzen und Polkarhythmus kommen auch die Verweise auf osteuropäische Folklore mit sachter Piano- oder heftiger Geigenbearbeitung nicht zu kurz. Doch Vorsicht an alle Devil Doll Fans, Morgul sind wesentlich konsequenter und um einige Stärkegrade härter! Der Metalursprung dominiert dieses Album recht deutlich und krächzendes Worteausstoßen ist in dieser ätzenden Form sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Weiterhin gibt es bei zwei Titeln deutliche Industrial Zitate, die die Songs mit einen mechanischen, kalten Glanz versehen, der aber gleichzeitig rasiermesserscharf und unberechenbar mit seinen Kanten ins Fleisch schneidet. Doch bevor es zu brachial wird, holen klassische, sakral angehauchte Intermezzo, sowie bombastische Arrangements dieses Album wieder in die unterschwellig bedrohliche, aber unheimlich faszinierende Gruselecke zurück. Die Balance zwischen schwer verdaubarem "Gesang", wuchtiger Stakkato Saitenakrobatik und atmosphärischer Endzeitmusik für den nächstbesten Horrorstreifen wird immer wieder neu ausprobiert. Violine gegen Gitarre, Klavier gegen extrem überdrehten Gesang, die Duelle sind ungleich, aber erschütternd in ihrer Mächtigkeit. Ein Album, dass einem bestimmt keine süßen Träume beschert...
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1999