CD Kritik Progressive Newsletter Nr.28 (12/1999)

Attila Kollar - Musical witchcraft
(45:30, Periferic Records, 1998)

Ein für den Prog-Fan möglicherweise recht interessantes Label aus Ungarn macht auf sich aufmerksam: Periferic Records. Letztens erhielt ich ein kleines Päckchen, das alte wie neue Aufnahmen aus Ungarn enthielt, die ausnahmslos als durchaus gelungen bezeichnet werden können, so z.B. auch das vorliegende Solo-Album des Solaris-Flötisten Attila Kollar. Natürlich ist dieses Album flötenlastig, aber es muss nicht gleich ein blubberndes, Drum-computerisiertes New Age-Album befürchtet werden, denn Keyboards und Gitarren (und - neben einigen programmierten Parts - auch ein Schlagzeuger aus Fleisch und Blut) stehen gleichberechtigt gegenüber. Eigentlich könnte man "Musical witchcraft" locker als weiteres Solaris-Album durchgehen lassen, denn genau so klingt es, was auch nicht weiter verwundert, denn einige seiner Solaris-Mitstreiter sind auch als Gastmusiker vertreten. Kurz: symphonischer Prog-Rock mit viel Sinn für schöne Melodien und ohne Ecken und Kanten. Wer mit dem Solaris-Material vertraut ist, dem wird vermutlich die eine oder andere Passage irgendwie bekannt vorkommen, so z.B. im fast 20-minütigen Titelsong, der am Ende auch eine Bach-Adaption enthält. Einige flotte E-Gitarren-Parts peppen das Ganze noch ein wenig auf, im abschließenden "Alchemy" erinnert das chorale Arrangement an das aktuelle Solaris-Werk "Nostradamus". Kollar bietet ein sauberes Klassik-Rock-Instrumentalalbum, das allen Solaris-Fans und Freunden klassisch angehauchten Progs bedenkenlos empfohlen werden kann. Wer allerdings ausschließlich auf Anekdoten, Magma, 5UU's oder ähnlichem steht, dem wird dieses Album sicherlich zu glatt sein.

Jürgen Meurer



© Progressive Newsletter 1999