CD Kritik Progressive Newsletter Nr.28 (12/1999)

Kehell - Galileo
(44:12, Musea Parallele, 1999)

Bei den Worten Jazz Rock geht bei einigen sicherlich gleich die Klappe runter. Furchtbares Gedudel, gefällt mir nicht, kann vielleicht als Hintergrundmusik bei einer Cocktailparty laufen, will ich gar nicht hören! Schade eigentlich, denn es gibt ja auch einige äußerst interessante Mischformen, die instrumentalen Jazz Rock - wobei die Betonung deutlich auf Rock liegt - mit sinfonischen Einflüssen vermengt. Drei, den dies in wirklich interessanter Weise geglückt ist, sind Shigekazu Kamaki (Gitarre, Gitarrensynthesizer), Yasuyuki Hirose (Bass) und Toru Hamada (Schlagzeug), die zusammen unter dem Bandnamen Kehell musizieren.. Das Trio aus Tokio agiert wohldurchdacht und angenehm, eine spielerische melodische Line durchzieht ihre Musik in sachten Pfaden. Kein Gefrickel, sondern jubilierende Saiten in allen Schattierungen und Klangfarben. Nicht nur technischer Schnickschnack, sondern interessante Rhythmik, die nicht zum Selbstzweck sich ihren Weg bahnt. Doch wirkt manches hier und da auch einfach zu routiniert und kühl, zu arg am Reißbrett entworfen. Zwar spielen Kehell nicht nur ihr technisches Können aus, denn davon ist zweifellos einiges vorhanden, aber die Musik der Japaner wirkt immer dann interessant, wenn spannende Synthesizeruntermalung den Weg für raumgreifende Gitarrenbögen ebnet. Wer nach gruppentechnischer Orientierung sucht, dem seien Kenso (jedoch mit deutlich weniger Keyboards), Eclat oder auch ansatzweise die brasilianischen Dogma genannt. Sachte "Light" Kost schmackhaft gereicht, nicht zu schwer, aber auch nicht zu leicht, eben genau das Richtige für den kleinen Hunger zwischendurch. Oder wie ein anderer Kollege eines anderen Magazins (gibt's da noch andere? Anm. El Supremo) seine Kritik aus dem Land der aufgehenden Sonne immer endet: Mahlzeit!

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1999