CD Kritik Progressive Newsletter Nr.28 (12/1999)

Behind The Curtain - Till birth do us part
(55:23, Sensory, 1999)

Achtung, Alarmstufe Rot, Prog Metal! So, nachdem wieder nur die Unwegsamen weiterlesen, gibt's noch ein paar mehr Infos zu der metallischen Kapelle aus Dänemark, die seit 1994 bestehen und beim Prog Metal Unterlabel Sensory von The Laser's Edge gelandet sind. Das Sextett kommt laut Bio mit einigen Vorschußlorbeeren daher, die die Hoffnung keimen lassen, nicht nur wieder den üblichen Einheitsbrei zu Gehör zu bekommen. Aufgrund ihres Demos nannte sie Metalized, Dänemarks führendes Metal Magazin, "die derzeit frischeste Band der Szene". Letztes Jahr gewannen sie einen Wettbewerb dänischer Bands und spielten auf dem renommierten Midtfyns Festival vor 50.000 Zuschauern. Klingt ja ganz vielversprechend, doch kann die Musik dem Erwartungsdruck standhalten? Ja und nein. Zuerst zum nein. Völlig neu und bahnbrechend ist es keineswegs, was Behind The Curtain musikalisch bieten. Die Kontraste zwischen rasiermesserscharfen Gitarrenriffs, sinfonischen Keyboards und moderater Komplexität kennt man zur Genüge von anderen Bands. Doch in mehreren Bereichen gibt's Pluspunkte für Originalität und Einfallsreichtum. Zum einen mimt Sänger Jonas Herholdt Froberg nicht den ewigen Schreihals, sondern seine etwas gedrückte und düstere Stimme erinnert im Stil an Psychotic Waltz Sänger Buddy Lackey. Zugegebenermaßen etwas gewöhnungsbedürftig, aber auch interessant. Die sehr subtile dunkle Stimmung, ruhige Zwischenparts und die Entscheidung Melodie vor Technik zu stellen kommt der Musik ebenfalls zu gute und erinnert hier ab und zu ebenfalls an Psychotic Waltz, ohne jedoch zu kopieren. Behind The Curtain haben sich auf die dunkle Seite der Macht, pardon des Prog Metals geschlagen. Mehr Atmosphäre, mehr Keyboards, mehr Inhalt, mehr Gefühl, statt der ewige Gleichklang. In der Schwemme der Prog Metal Band, können sich die Dänen im vorderen Feld behaupten. Ob es reicht? Das werden die Fans entscheiden.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1999