CD Kritik Progressive Newsletter Nr.28 (12/1999)
Babylon - Babylon
(34:54, Syn-Phonic, 1978)
Babylon - Better conditions for the dead
(73:23, Privatpressung, 1999)
Aaaah! Das tut gut. Endlich mal wieder eine 70er Perle wiederveröffentlicht, die sich auch wirklich lohnt. Jede Minute dieser CD lehrt heutige Bands, wie man's richtig macht. Nicht zuviel auf einmal, nicht zuviel Technik und Gefrickel hineinpacken, sondern lieber einige gute Einfälle und Melodien, die man in Songs verarbeitet, die ausgewogen zwischen ruhigen und (nur leicht) hektischen Teilen pendeln. Klar, die 34 Minuten schrecken ab, aber diese CD, die ja als Platte sehr rar und gesucht war, muss trotzdem in jeder 70er Prog Sammlung stehen. In nur vier Liedern, von 7 bis maximal 10 Minuten, präsentieren die aus Florida stammenden Babylon typischen Prog (oder sagen wir vielleicht besser Art Rock?) einer Band aus der zweiten Reihe dieser Zeit, in der dieser Stil leider schon am Anfang vom Ende stand. Wie man aber auch an Starcastle, UK oder eben Babylon sieht, war der Prog trotzdem noch nicht tot. Klar, so genial wie Genesis oder Yes sind die Amis nicht, aber wer ist das schon? Sie mischen geschickt Stückchen von beiden eben genannten Prog-Ikonen und heraus kommt ein wirklich schönes, klassisches Prog-Album. Insgesamt tendieren sie aber stark zu Genesis, v.a. in den ruhigen Teilen und den (nimmt man zum Vergleich Wakeman Keyboarder) nicht so exaltierten Keyboards. Auch das Auftreten von Frontmann Doroccas mit Verkleidung und Masken deutet auf Peter Gabriel hin (oder doch eher auf Stefan Kost? Siehe Angular Anzeige weiter vorne). Leider beschränkt sich der kreative Plattenausstoß der Band nur auf dieses eine Studioalbum und eine Live Platte. Schade. Diese Liveplatte ist aber kaum schlechter als das Studioalbum, beinhaltet sie doch ein paar Stücke, die anscheinend schon für das zweite Album geschrieben waren. Vom Stil her entsprechen sie den Stücken auf der Studio Platte. Zwei dieser Stücke sind allerdings Totalausfälle, da keine "richtige" Musik, sondern nur Sounds und Geblubber. Doch leider hat diese Live CD zwei entscheidende Nachteile: zum einen ist die Soundqualität nur als "Bootleg-mäßig" zu bezeichnen und zum anderen ist es tatsächlich gar keine CD, sondern eine selbstgebrannte CD-R. Sprich, nicht im professionellen Presswerk gemacht (oder wie das geht), sondern am Heim PC selbstgebruzzelt. Und zwar nicht von uns, sondern tatsächlich von der Plattenfirma. Prompt gibt's auch am Schluss der Scheibe Probleme mit Aussetzern. Weder auf meinem CD-Player, noch im CD-ROM Laufwerk meines PC (und das schluckt sonst alles) konnte ich die CD ohne Holpern und Springen zu Ende anhören. Anscheinend soll es nur solche CD-R's geben. Das finde ich allerdings recht dürftig von der Plattenfirma, denn wenn ich dafür bezahle, will auch die normale Audio CD Qualität. Also Vorsicht beim Bestellen, v.a. wenn der eigene CD-Player oft bockt bei solchen Scheiben.
El Supremo
© Progressive Newsletter 1999