CD Kritik Progressive Newsletter Nr.27 (09/1999)

You And I - Go
(45:22, Periferic Records, 1998)

Die 1992 in Budapest gegründeten You And I begannen als Yes Coverband, wo sie deren Klassiker vom Schlage "Siberian khatru", "Heart of the sunrise" und natürlich "And you and I" nachspielten. Von dieser komplexen Grundlage ist heute in der Musik der Ungarn fast gar nichts mehr zu finden, denn sie haben sich eindeutig der melodischen, eingängigeren Schiene verschrieben. Ihr fröhlich beschwingter Neo Prog weist zum Teil sehr geradlinige, poppige Züge auf. Würde heute noch das holländische SI Label existieren, You And I würden bestens in deren Schema aus melodischer Harmlosigkeit passen. Wie die polnischen Kollegen von Quidam, ist es bei You And I ebenfalls die Sängerin, die mit klarer Stimme den Songs ätherische Höhen verleiht. Im Gegensatz zu Quidam, singt Fanni Völgyessy Szomor jedoch englisch, was der Musik schon mal den Exotenbonus nimmt. Gepflegt abgeklärt geben sich dazu die vier Instrumentalisten. Die Songs sind perfekt zusammengewerkelt, gehen schon beim ersten Anhören sofort und ohne Widerhaken ins Ohr. Logischerweise sind es aber die längeren Songs ("Snowdance" kommt auf knapp über 7 Minuten, "Invisble ties" sogar auf 12 Minuten) die das wahre Potential von You And I zeigen. Zum einen findet die Band dort genug Platz für die Ausgestaltung ihrer Ideen und auch im instrumentalen Bereich bietet sich genug Freiraum für solistische Ausflüge. Die restlichen Lieder, fast alle im vier Minuten Bereich angesiedelt, begnügen sich dagegen mit solider, aber gut gemachter verträumter Gefälligkeit. Ein schönes Album für die Anhänger der eingängigen, melodischen Spielart, ohne das man hier hörtechnisch überfordert wird. Vielleicht eine Spur zu harmlos, aber das darf jeder selbst entscheiden.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1999