CD Kritik Progressive Newsletter Nr.26 (07/1999)
Billy Sherwood - The big peace
(50:24, Purple Pyramid, 1999)
Ganz heimlich und ohne große Ankündigungen erschien das Soloalbum vom jetzigen Produzenten / Vollmitglied bei Yes, Billy Sherwood. Doch da von seiner ehemaligen Band World Trade, sowohl Schlagzeuger Jay Schellan, wie auch bei einem Lied Keyboarder Bruce Gowdy mit von der Partie ist, handelt es sich schon fast um das dritte World Trade Album. Doch eben nur fast, denn Sherwood steuert neben Gesang, auch noch Gitarre, Bass, Keyboards und Percussion bei, der technisch überladene und verschachtelte Sound erinnert aber eben sehr stark an die Vorgängerband. Mit dem fast zehnminütigen "Lesson to be learned" beginnt "The big peace" äußerst vielversprechend. Die Gitarre heult sich in ätherische Höhen, drückende Bassläufe und packende Keyboardteile verpassen dem bombastischen Opener einen modernen Anstrich zwischen Rock und 90er Progressive Rock. Die Verbundenheit zum letzten Yesalbum "Close your ears", Pardon "Open your eyes", ist unverkennbar, wobei es hier diesmal doch um einiges mitreißende, komplexer, einfach überzeugender klingt. Bei "Self made word" wird ein komplexer Mittelteil von atmosphärischem Ambientklängen mit reichhaltiger, akustischer Gitarre umschlossen. Auch der angenehmen Gesangs Sherwood geht wunderbar ins Ohr. Doch dann fällt dieses Album leider in die Technikfalle, die schon dem letzten Yes Output und World Trade's "Euphoria" zum Verhängnis wurde. "No one really knows", "Walking with the rain" und "One day" sind nicht nur recht kurz (4:41, 3:14, 2:10), ihnen fehlt es auch an jeglicher Substanz und Struktur. Dieses wird mit Überproduktion - etwas Geklimper hier, einige nette Sounds da, Gesang mehrfach überblendet - völlig zugekleistert. Was bei den ersten Lieder zwar im Ansatz auch schon zu erkennen war, aber dort geschickt verpackt wurde, wirkt nun überfrachtet und sinnentleert. Zu gut gedacht und gemacht. "Call" geht zwar in die gleiche Richtung, rettet sich aber dennoch noch durch einigermaßen kompakte Songführung. Doch die teilweise Rettung naht. Das wiederum recht kurze, aber atmosphärisch-dichte Instrumental "Clemency" (erinnert am Anfang etwas an "Tubular bells") dient als Einleitung für den 15½ minütigen Titelsong, der zwischen guten Ideen und Überproduktion schwankt. "The big peace" ist vom Gehalt her sicherlich in die obere Kategorie einzuordnen, doch zu viele Spuren im Studio und klangliche Überfrachtung haben diesem Album nicht immer gut getan. Wer mit "Euphoria" oder "Open your eyes" keine Probleme hatte, der wird auch "The big peace" gut bedient sein.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1999