CD Kritik Progressive Newsletter Nr.25 (05/1999)

Drifting Sun - On the rebound
(64:42, Privatpressung, 1999)

Mit ihrem zweiten Werk schlagen Drifting Sun deutlich komplexere Pfade ein, ohne sich jedoch von ihren grundsoliden, melodischen Wurzeln zu entfernen. Auch sie vertrauen auf die bewährte Formel altes mit neuem zu verschmelzen. Doch ganz so gelungen wie es letztes Jahr z.B. Ad Infinitum oder Crucible vorgemacht haben, ist den Briten der Brückenschlag über die Jahrzehnte nicht gelungen. Vielmehr reiht sich "On the rebound", trotz manch charmanter Idee und keinem echten Durchhänger, in die Reihe "gut gemacht, aber nicht unbedingt mitreißend" ein. Deutlicher Minuspunkt ist selbst bei dieser britischen Produktion ausnahmsweise auch mal der Gesang. Nicht dass Chris Martini nicht die Tonlage halten könnte, doch er liegt im Zusammenspiel mit der Melodieführung immer einige Töne daneben, was seinem Gesang einen unfreiwillig schrägen Touch verleiht. Während die Musik richtig schön sprunghaft melodisch progt, folkt und sinfonisiert, auch das Zusammenspiel als gut bezeichnet werden kann, so hat die Songentwicklung einen leicht beiläufigen Charakter. So wird z.B. der über 13-minütige Opener "The charade" einfach lieblos zum Schluss ausgeblendet, als ob den Engländern einfach nichts mehr einfiel, während in der vorangegangen Zeit zwar einige Ideen verarbeitet, aber keine einheitliche Linie gefunden wurde. Was positiv in Erinnerung haften bleibt, sind vor allem die instrumentalen Passagen, ansonsten rauscht das gut gemeinte Album angenehm und ohne Widerstand durch die Gehörgänge und gehört im Gesamteindruck in die 2.Garde der britischen Neo Prog Armada, die ja auch genügend Anhänger hat.

Kristian Selm

Kontakt: Drifting Sun, 155 Marsh Road, Pinner, Middlesex HA5 5PB, England, email: patsanders@driftingsun.demon. co.uk

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