CD Kritik Progressive Newsletter Nr.25 (05/1999)
Zapotec - Alpha centuri...
(59:50, Privatpressung, 1998)
Wie bastle ich mir meine eigene CD? Man spendiere etwas Geld für brauchbare Studioaufnahmen, den CD Brenner hat man ja schließlich bereits zu Hause und als Cover dienen irgendwelche Sternennebel in bunter Farbe. Frisch gebrannt und ausgedruckt, und flugs ist die wahrhafte Privatpressung im günstigen Schnellverfahren im Kasten. Aber warum nur mussten Zapotec mit ihrer zweiten CD diesen Weg gehen, wo doch inzwischen jede halbwegs begabte Band bei einem Minilabel landet? Die Lösung des Rätsels ist mal wieder unschwer zu erraten, es ist natürlich die Musik, die den Zuhörer vor gewisse Hindernisse stellt, wobei es aber sicherlich Unzugänglicheres zu verdauen gibt. Die Qualität stimmt, aber nicht jeder kann mit versierten Klängen der leicht jazz-rockigen Art und das auch noch rein instrumental etwas anfangen. So beginnen die neun Amerikaner (je 2x Bass, Schlagzeug, Violine, zusammen mit je 1x Gitarre und Keyboards) mit kosmischen Geblubber, waten erst durch Space Rock Nebel, bevor immerwiederkehrendes wildes Gegeige mit crimsonesker Musikalität den Flug durch die Weiten des Alls bestimmt. Von der stilistischen Anlage tendieren Zapotec mit ihren instrumentalen Attacken Richtung Bands vom Kaliber Ozone Quartet, erinnern in hektischen Passagen aber auch an Höyry-Kone: powervoller, komplexer Progressive Rock mit dem rechten Biss. Bestimmendes Instrument ist neben den Standardsolisten an Keyboards und Gitarre, die Violine, die entweder elegant schön die Melodie umspielt oder auch mal zünftig zulangt. Die Spielart der Amerikaner ist weder zugänglich, noch so verschroben, dass der Beelzebub ausgetrieben werden muss. Wem fehlender Gesang nicht stört und auch mal etwas schrägere Geigentöne verträgt, der darf ruhig mal Zapotecen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1999