CD Kritik Progressive Newsletter Nr.25 (05/1999)

John Wetton + Richard Palmer-James - Monkey business
(61:03, Blueprint, 1998)

Dies ist sicherlich nicht eine Scheibe für jedermann, kein Album im eigentlichen Sinne, eher eine, wenn überhaupt, seltsam gegliederte Raritäten-Sammlung aus den Archiven, wie sie in letzter Zeit immer häufiger veröffentlicht werden. Auf "Monkey business" findet man kaum wirklich fertigproduzierte Songs, dafür aber einen umso interessanteren Einblick in die Autoren-Werkstatt Wetton/ Palmer-James, hauptsächlich aus einer Zeit, da Richard Palmer-James in der Nachfolge des damals genialen Pete Sinfield der Dichter am Hofe des karmesinroten Königs war und John Wetton noch nicht der gealterte Künstler auf ebenso zahllosen wie zweifelhaften Live-Alben (und seltener Studio-Alben) war, sondern der ausdrucksstarke Sänger und innovative Bassist der vierten (und vielleicht legendärsten) Besetzung von King Crimson (Robert Fripp, Bill Bruford, John Wetton, David Cross). Neben immer wieder (wohl aus dramaturgischen Gründen) eingestreuten Schnipselchen, enthält "Monkey business" viele Demos. Einige dieser Stücke stammen aus der Zeit nach King Crimson's "Red" und sollten den Grundstock an Songs des KC-Albums nach eben "Red" bilden, das nie erschienen ist. Immerhin findet man Unbekanntes wie "Confessions" und "The good ship enterprise". Andere Stücke aus der Zeit zwischen 1976 und 77 wurden für das (geplante) erste Solo-Album von John Wetton aufgenommen, später aber verworfen. Auf dem 1980 erschienenen "Caught in the crossfire" findet man keine Spur von "Cologne" oder "The laughing lake". Weitere Schnipsel auf dem Album präsentieren die (instrumentalen) Arbeitsgrundlagen für den Texter Palmer-James. Ferner findet man auf dem Album sehr schön Live-Versionen der Klassiker "The night watch" und "Book of Saturday", die in den 90ern entstanden sind. Dritte wichtige Quelle für die Tracks auf der Scheibe, sind im Homerecordingstudio von Richard Palmer-James produzierten Stücke aus den Jahren 1996/7. Es handelt sich hierbei z.T. um ganz neue Kompostionen wie "Rich man lie", überarbeitete Fragmente, wie das aus Wettons Asia-Zeit stammende "The glory of winning" und das neu getextete "Cologne 1997" (mit Lead Vocals von Richard Palmer-James!), oder um Neuinterpretationen von King Crimson-Stücken wie "Starless" oder "Doctor Diamond" (Eigentümer der King Crimson-Live-Box "The great deceiver" kennen das Stück, das nie auf einem Studio-Album zu finden war). All diesen Stücken gemein ist ein besserer Democharakter. Abgerundet wird das Album mit einer stampfenden Version von Chuck Berrys "Too much monkey business", aufgenommen 1978, als Wetton mit UK debutieren sollte. Alles in allem ein Silberling, der recht rare Ware bietet, die nicht immer wirklich wesentlich ist und nur für den begeistertern "muss-alles-haben"-Freak interessant ist. Immerhin war das Album beim Autor der hier vorliegenden Rezension gut genug, um Reminiszenzen an alte Tage zu wecken, als der Prog-Rock die Welt beherrschte - und die Mannen von King Crimson unbestritten über den Prog-Olymp herrschten.

Sal Pichireddu



© Progressive Newsletter 1999