CD Kritik Progressive Newsletter Nr.25 (05/1999)

Saro Cosentino - Ones and zeros
(38:08, Resurgence, 1997)

Mit einer stattlichen Anzahl an mehr oder weniger prominenten Gastmusikern wartet der italienische Multiinstrumentalist Saro Cosentino auf. Peter Hammill, David Rhodes, Trey Gunn, John Giblin oder auch Shankar um nur einige Namen zu nennen. Dabei ist ein sehr schönes, überwiegend ruhiges Album mit sieben Stücken und melancholischen Untertönen entstanden, was wohl am ehesten mit den gemäßigten Songs eines Peter Gabriel verglichen werden könnte, vor allem was die Bass und Percussionarbeit angeht. Peter Hammill ist z.B. auf zwei Stücken am Mikro zu hören. Da wäre zum einen das Stück "Phosphoresence", das ja auch auf Hammills letztem Output "Everyone you hold" zu hören ist. Die beiden Versionen sind nicht identisch, da Hammills Fassung etwas sakraler bzw. orchestraler angelegt ist, während Cosentinos Interpretation nicht ganz so schwer klingt und durch die bereits oben erwähnten Elemente einen ziemlichen Gabriel-Touch bekommt. Das andere Stück, "Far from away", dem Hammill seine Stimme leiht, erinnert da schon eher an die typische Hammill-Melancholie der 90er. Auf "Bite the bullet" und "Behind the glass" singt Karen Eden, deren Stimme mich etwas an Tori Amos erinnert. Vor allen Dingen das letztere gefällt mir ausgesprochen gut, bestimmt durch flächendeckende Keyboards und melancholischen Gesang. "Defying gravity" wäre wohl die Single, obwohl ich gleich klarstellen möchte, dass trotz des gut ins Ohr gehenden Refrains keine Spur von Banalität im Song auszumachen ist. Das Instrumental "9:47 -p.m. Eastern time", eine Co-Komposition von Saro Cosentino und Trey Gunn, ist mit über zehn Minuten der längste und zugleich experimentellste Song und bildet somit einen guten Kontrast zum Rest des Albums. Ein Stück mit einem eigentlich recht simplen Thema, das am Anfang von der dezenten aber guten Percussion zusammengehalten wird, um dann im zweiten Teil doch stark an die Soundscapes-Alben von Robert Fripp zu erinnern. Insgesamt ist "Ones and zeros" ein sehr gut verdauliches, mit ca. 38 Minuten allerdings recht kurzes Album geworden, das auch nach mehrmaligem Hören keine Verschleißerscheinungen aufweist.

Jürgen Durau



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