CD Kritik Progressive Newsletter Nr.25 (05/1999)
Maxophone - Maxophone
(50:25, Mellow Records, 1975)
Was man nicht so alles im Laufe der Zeit entdeckt. Da meint man, die wichtigsten und besten Alben aus einem Musikbereich zu kennen bzw. zu besitzen, und dann taucht da so ganz unverhofft eine wirklich unglaublich hervorragende Artrock Scheibe aus Italien auf. Für mich ist dieses Album definitiv, zumindest bislang, der absolute Höhepunkt italienischer Prog-Musik. Diese Produktion kann sich locker mit den besten Platten der ganz großen Bands aus diesem Bereich (Genesis, Yes, King Crimson, Gentle Giant, ELP, VDGG) messen. Klingt für den einen oder anderen von euch sicherlich recht unglaubwürdig. Schaut man sich einmal die Besetzungsliste mit den Musikern an und die Vielzahl der Instrumente, die jeder einzelne bedienen kann, dann werden Erinnerungen an Gentle Giant wach. Denn neben den traditionellen Instrumenten werden zusätzlich noch Flöte, Klarinette, Sax, Horn, Trompete, Vibraphon, Harfe, Geige, Cello und Kontrabass bearbeitet. Tja, und der Sänger ähnelt auf den meisten Stücken Peter Gabriel. "Life can be like music" klingt sehr eigenständig. Nach einem furiosen Intro, was zuerst vom Piano dominiert wird, setzt das Horn ein und der Sänger intoniert ein wunderschönes Thema. Der Instrumentalpart besteht aus Dixielandpassagen und dem Zusammenspiel anderer diverser Blasinstrumente, bevor sich der Rest der Band wieder dem Hauptthema widmet. "Six against one" beginnt ziemlich Genesis-Like mit hymnenhafter Orgel und Gesang, bevor ein schräger Saxophonpart à la David Jackson folgt. Danach folgen wiederum vertraute Orgelklänge, übergehend in einen leicht Jazzrock angehauchten Teil. Verträumtes Harfenspiel leitet "When we were young ein". Im Verlauf dieses Stückes dominieren Gentle Giant Einflüsse im Mittelteil, bevor der Song sich mit schönen Harmonien dem Ende zuneigt. "Fase" klingt anfangs rockig, später jazzig und dann kommt das Vibraphonspiel im Gentle Giant Stil. "I heard a butterfly" klingt atmosphärisch verdächtig nach "Nursery cryme". Bestimmt wird das Stück von klassischer Gitarre, Flöte und Gesang. Wunderschön! Im zweiten Teil lässt Emerson mit einem Solo schön grüßen. Aber die Mischung macht es einfach. Hier wird ja nicht nur eins zu eins kopiert, denn Maxophone schaffen es der Musik ihren eigenen Stempel aufzudrücken was gerade in "Live together or die" deutlich wird, was den regulären Teil der LP beschließt. Als besonderes Schmankerl gibt es dann noch zwei Bonustracks, vermutlich aus einer späteren Phase der Band. Hier wird im Gegensatz zu den anderen Stücken italienisch gesungen. Diese beiden Songs wirken etwas kitschig und schnulzig, sind etwas einfacher strukturiert aber wirklich sehr schön anzuhören. Genug geschwafelt. Wer diese Produktion also noch nicht kennt und Anhänger der in dieser Kritik erwähnten Bands ist, der sollte sofort zugreifen.
Jürgen Durau
© Progressive Newsletter 1999