CD Kritik Progressive Newsletter Nr.25 (05/1999)
Malibran - La città sul lago
(68:35, Mellow Records, 1998)
Seit mehr als 10 Jahren sind Malibran inzwischen aktiv. Doch von guter Covergestaltung scheinen die Italiener immer noch keine Ahnung zu haben, denn das krakelige Bleistiftgeschmotze liegt in der Geschmacklosigkeitsskala wieder mal weit vorn. Zum Glück sieht's da bei der Musik schon wesentlich respektabler aus, denn der angeflötete / angesaxophonte Italo-Neo-Prog hat mehrfach angenehme Momente. Dennoch bewahrheitet sich auch hier mal wieder die Tatsache, dass es besser ist, Songs ist in seiner Muttersprache zu singen, als sich des grausamen englischen zu bemächtigten, denn die zwei englischsprachigen Titel sind gesanglich jenseits des Erträglichen, das italienische Gesinge dafür gerade noch brauchbar. Die Musik wird jedoch von Giancarlo Cutulis wohldosierten Flötenlinien und Saxophonstößen durchzogen, wobei sich aber auch die beiden Gitarristen Jerry Litrico und Giuseppe Messina gefühlvoll oder gleißend sinfonisch ins rechte Licht rücken. Weniger spektakulär ist dagegen Tastieri Benny Torrisi, denn seine Ideen sind über weite Strecken wenig prickelnd. Lässt er aber mal die Finger vom Piano weg und drückt ins elektronische Gebälk, dann weiß auch er zu überzeugen. Besonders interessant ist der Abwechslungsreichtum des Sechsers aus Catania. Geht es in den ersten Titel noch gewohnt neo-progressiv zu Tage, so ist der Titelsong eine absolut gelungene angejazzte Prog-Rock Nummer, die durch den massiven Saxophoneinsatz, in Stimmung und Rhythmus etwas an Pink Floyd bzw. Soft Machine erinnern. Sofort wünscht man sich, dass es auf diesem Niveau weitergehen möge. Doch der Gesang bei "In the time" holt einen leider ruckartig in die Realität zurück. Während die Musik gutes Niveau erreicht, ist das englische Geknödel einfach nur peinlich. Es geht auch besser. Das folgende, gesanglose "Magica attesa" wird vor allem durch massives Geflöte richtig schön. Im folgenden geben sich Malibran wesentlich komplexer und ausgefeilter, wodurch vor allem gegen Ende eine recht ansprechende Qualität erreicht wird. Sieht man also vom Gesang und einigen instrumentalen Fehlleistungen zu Beginn ab, so ist "La città sul lago" ein gutes Album für alle Italo-Freaks.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1999