CD Kritik Progressive Newsletter Nr.25 (05/1999)
Il Giardino Dei Vizi Continui - Altri spazi altro tempo
(51:30, Privatpressung, 1998)
Dass fängt alles so schön an: antikes Georgel, fließende, weinerliche Gitarrenklänge, aber dann folgt wieder einmal die grausame Realität: der Gesang. Bei Il Giardino Dei Vizi Continui sorgen neben Sänger Paolo Becci, gleich noch zwei weitere Mitsinger für einen mehrstimmigen Gesang der Sorte, das sich einem die Fußnägel kräuseln. Das sitzt jeder Ton, bloß dummerweise ist die Melodieführung gerade wo ganz anders, so dass es einfach nur grausam falsch und gnadenlose schräg klingt. Huah, das ist echt zu viel! Tja, wäre nicht der Gesang, dann wäre diese Scheibe gar nicht mal so schlecht, denn die Musik mit deutlichen Anleihen im 70er Progressive Rock ist zum Teil wirklich ausgefeilt und abwechslungsreich. Fordernde Gitarre, Piano- und Keyboarduntermalung, dramatische, bombastische Passagen wechseln sich mit klassikinspirierten Weichklang ab. Besonders der fast dreizehnminütige Opener "Darkness" kann im instrumentalen Bereich fast vollständig überzeugen. Doch der nächste Ausfall kommt sofort. Das folgende "Fantalone back in town" kombiniert Ska-Elemente mit Bontempi Keyboardsound, dass nur die Skiptaste übrigbleibt. Doch zum Glück wird sich danach in den anderen fünf Titeln wieder kräftig in alten Sounds gesuhlt, wobei die Ideen aber nicht mehr die Klasse des Openers erreichen. "Altri spazi altro tempo" ist wieder einmal ein Album aus der Kategorie "Ohren zu beim Gesang und durch". Da es davon zu viel auf dieser Scheibe gibt und die Entschädigung im instrumentalen Bereich nicht immer gelingt, wird wohl nur der extreme Italo Prog Sammler diese CD ungehört in sein Regal stellen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1999