CD Kritik Progressive Newsletter Nr.25 (05/1999)
Happy The Man - Death's crown
(54:03, Cuneiform, 1974)
Die Musik von Happy The Man gehört zweifelsohne zu den amerikanischen Klassikern im Progressive Rock. 1972 an der Universität in Harrisonburg, Virginia gegründet, gelang es ihnen schließlich 1975 beim Majorlabel Arista unter Vertrag genommen zu werden. Sie veröffentlichten zwei Alben ("Happy The Man" - 1977 und "Crafty hands" - 1978), spielten im Vorprogramm von Renaissance, Foreigner und Hot Tuna, als sich aber der von der Plattenfirma erhoffte kommerzielle Erfolg nicht in genügenden Maße einstellte, wurden sie wieder fallengelassen und auch die Band löste sich auf. In letzter Zeit kursieren immer wieder Gerüchte, dass eine Reunion von Happy The Man bevorsteht und ein Studioalbum ebenfalls in Planung sei. "Death's crown" beinhaltet nun drei Songs aus der Frühphase der Band, nämlich den 38-minütigen(!) Titelsong und die "New York Dreams Suite" von 1974, sowie "Merlin of the high places" von 1976. Die Aufnahmequalität ist etwas dumpf und besonders der Gesang etwas schwammig, da es sich nur um Aufnahmen aus dem Proberaum handelt. Jedoch macht die herausragende Qualität der Musik diesen Missstand mehr als wett. Besonders der Monstertrack "Death's crown" zeigt die Stärken der Amerikaner. Zwar wird der in 11 Untertitel aufgeteilte Song mehr von einer ruhigen Atmosphäre geprägt, doch die getragenen Melodien mit schmachtender Keyboarduntermalung der beiden Tastenmenschen Frank Wyatt und Kit Watkins, sowie die angenehme Stimme von Dan Owen, der auch mal zur Flöte greift ("Part Five"), bieten einen angestaubten Ohrenschmaus auf höchstem Niveau. "Part Three" liefert mehr Komplexität und Tempo, in fast yessiger Form mit Steve Howe ähnlicher Gitarre, während in "Part Seven" sprunghafte Rhythmen und der bandtypische leicht jazzige Einschlag zum Tragen kommen. "Part Eight" ist ein kurzes, schräges Intermezzo voller Dissonanzen, bei "Part Ten" kommt wieder Yes Einfluss zum Tragen, bevor der Schlussteil "Part Eleven" in voller sinfonischer Breitseite zuschlägt. In einem Wort: Klasse! Bei "New York Dreams Suite" geht es dann wesentlich temporeicher und komplexer zu Werk. Keyboards und Gitarre duellieren sich teils gegenläufig, teils miteinander um die Vorreiterrolle, insgesamt ist der Track guter Art Rock Marke 70er Jahre, der in den ruhigen Phasen etwas an Yes "Relayer" Album erinnert. Das Instrumental "Merlin of the high places" ist zum Abschluss zuerst sehr von Flöte und ruhiger Keyboarduntermalung geprägt, bevor wieder leichter Canterbury Jazz Touch und schräges Arrangement durchschlägt. Bleibt die Hoffnung auf die Reunion und dass Happy The Man nochmals ihre ursprüngliche Klasse erreichen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1999