CD Kritik Progressive Newsletter Nr.25 (05/1999)
Atmosphera - Fogo e ar
(57:58, PRW, 1998)
Bei Atmosphera stimmt seit langer Zeit endlich mal wieder bei einer brasilianischen Band die Atmosphäre (klar bei dem Bandnamen), die Melodien haben genug Tiefgang und Druck und der sonst so oft vorherrschende Weichspülsound do Brasil hat trotz aller Feinfühligkeit den rechten Pfiff. Dies soll beileibe jetzt nicht heißen, dass Atmosphera die Grundfesten der Musik wackeln lassen, ihnen ist jedoch ein wirklich gutes Album gelungen, welches gegenüber sonstigen Produktionen aus Brasilien noch einen weiteren Vorteil hat: es wird wenig gesungen und wenn, dann nur in portugiesisch! "Fogo e ar" lebt viel von einer getragenen Stimmung und verklärtem 70's Feeling, manchmal erinnert der Gitarrensound an Camels Andy Latimer. Gelassen schweben gefühlvolle Gitarrenklänge - mal elektrisch, mal akustisch - über sanfte Keyboardteppiche. Die Schnelligkeit der Lieder liegt dabei im mittleren Bereich. Hinzu kommt noch einiges Geflöte der sanften Art. Traumhaft schön lebt diese Spielkunst bereits beim zweiten Song "A todos os seres", beim folgenden "Viagem flutante" wirkt dies überstrahlende Ruhe fast schon einschläfernd, um bei "Fogo e ar" auf knapp 8-Minuten wieder den rechten Schwung zu haben. Der Balanceakt zwischen spielerischer Ruhe und Gute-Nacht-Musik gelingt über weite Strecken, wobei dem einen oder anderen diese Instrumentalfahrt dennoch zu wenig Tempo haben dürfte. Vielleicht ist Atmosphera der richtige Beginn, um mit der Entdeckung der brasilianischen Variante des Progs anzufangen. Erwartet werden sollte keine Offenbarung, sondern nur die Tatsache, dass auch jenseits der Atlantiks in der südlichen Hemisphäre gute Musik gespielt wird.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1999