CD Kritik Progressive Newsletter Nr.25 (05/1999)
Fruitcake - Power structure
(56:58, Cyclops, 1998)
Bereits die letzte Veröffentlichung von Fruchtkacke, pardon Fruchtkuchen (echt übel, wenn man manche Namen ins Deutsche übersetzt) "One more slice" zeigten einen positiven Trend, der sich auch auf "Power structure" fortsetzt. Wiederum ist es den Norwegern gelungen, angestaubte Sounds der 70er (vor allem im Tastenbereich) interessant aufzubereiten. Besonders der schon auf dem letzten Album neu hinzugestoßene Gitarrist Robert Hauge verleiht den Klängen der Nordlichter durch seine gefühlvolle, aber bestimmende Spielweise das gewisse Etwas. Bandleader Pål Søvik nölt sich wie immer sympathisch, aber emotional recht eindimensional durch die Stücke, seine Schlagzeugskunst ist da wesentlich erwärmender. Den zweiten Part der Rhythmusgruppe bekleidet Olav Nygård (mit den ganzen å und ø kommt man ja ganz durcheinander), der aber eher solide und unauffällig agiert. Schön erweist sich das gelegentliche Geflöte von Nina C. Dahl, welches für Tiefe sorgt. Die Stimmung unterstützend agiert Tastenmann Helge Skaarseth (endlich mal ein Name ohne nordische Runen), der mal Hammond, mal Mellotron oder auch alte Synthiesounds aus seiner elektronischen Überraschungsbox zaubert. Tempomäßig sind Fruitcake ebenfalls dem Mid Tempo Bereich treu geblieben, so kriecht die Musik zwar leicht träge, aber durchaus gefällig aus den Boxen. Besonders wenn die Membrane ohne Gesang zum Wackeln gebracht werden, klingt das stellenweise richtig begeisternd. "Power structure" ist ein wirklich nettes, melodisches Album, auf dem in nordischer Stimmung alte Klänge recycelt wurden, ohne damit den Sondermüll zu belasten.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1999