CD Kritik Progressive Newsletter Nr.25 (05/1999)
Fanfare for the pirates - A tribute to ELP
(62:24 + 66:30 + 59:22, Mellow Records, 1999)
Über Sinn und Unsinn von Tributealben lässt sich ja trefflich streiten. Und hier ist gleich mal wieder ein Objekt aus Italien, das diesen Disput wieder anheizen dürfte, nämlich ein - man halte sich fest - 3-fach Sampler. Das wirft zuallererst die Frage auf: hat man es da nicht etwas übertrieben? Und, ums vorwegzunehmen - man hat. Denn erstens hätte man die wirklichen ELP-Perlen sicher auch auf einer Doppel-CD untergebracht und zweitens gibt es sogar Überschneidungen, d.h. zwei Bands spielen ein und dasselbe Lied. So geschehen bei "Tarkus" von Works 3 und Lorien. Aber auch Teile von "Karn Evil 9" werden von Matrix Mind und Trilogy durchgenudelt. Übrigens, Euch ist sicher aufgefallen, dass von manchen Bands (u.a. auch Lukala & Friends, Luz Escondida, Myros, TNR...) keine Sau jemals was gehört hat. So kann man an der Auswahl der Combos einen weiteren Minuspunkt festmachen. Während z.B. bei den Magna Carta Tributealben zum Teil hochkarätige Gruppen zum Einsatz kommen, hat man hier oft das Gefühl, sich im ELP-Tribute Ramschverkauf zu befinden. Soviel zum Allgemeinen. Auf jeden einzelnen Titel will ich bei der Fülle gar nicht eingehen (da 28 Titel), nur exemplarisch einige Tracks ans Licht der Öffentlichkeit zerren. Da wären zum einen die Bands, die ihre Sache ordentlich machen, d.h. musikalisch gekonnt agieren (Works 3, Divae), zum anderen muss man sich aber auch Sounds anhören, die dem alten Keith Emerson die Zornesröte ins Gesicht getrieben hätten, z.B. Synthetic Block mit "The barbarian". Die können zwar einigermaßen spielen, aber was soll die Bontempi-Vorschulorgel im Hintergrund und die, anscheinend ebenfalls aus so einem 49,99 DM-Gerät erzeugten Drums? Das fällt auch immer wieder auf, so auch bei Trama's "Pirates" (die heißen wirklich so und nicht Drama), dass die Soundqualität leider nur Proberaumniveau entspricht. Dann gibt es bei jedem Tributealbum zwei Gruppen von Bands. Die einen kleben am Original und spielen mit Originalsounds einfach jedes Riff nach - also völlig nutzlos, denn das habe ich bei der Originalband um Längen besser. Dieser Gruppe gehören die meisten Bands der CD an (wie üblich). Nur wenige machen sich die Mühe, von etwas abgewandelten Soli mal abgesehen, dem ganzen Song ein neues Gewand zu schneidern. So beispielsweise die "Karn Evil 9"-Interpretation der Finnen Matrix Mind. Eine völlig elektronische, Sequencer-geschwängerte Version. Ganz grob ein Mix aus Depeche Mode und Yello. Zwar nicht immer mein Fall, aber endlich mal 'ne neue Idee. Dann natürlich, wie immer, das leidige Thema "Sänger". Unsere Freunde von der Adria tun sich da wieder mal besonders negativ hervor, aber auch die Helsinki-Cowboys Rivendell singen ungefähr so gut, wie ich nach einer durchzechten Nacht Montag morgens um sechs unter der Dusche. Na ja, ich denke, Ihr habt gemerkt, dass mich dieses epische Werk eher gelangweilt hat. Darum werde ich jetzt nicht mehr Platz verschwenden und komme gleich zum Fazit: wer aus Sammlerleidenschaft unbedingt jede auf dem Markt umhergeisternde Coverversion eines ELP-Titels braucht, soll das Ding halt kaufen. Alle anderen warten lieber erst mal den bald erscheinenden Magna Carta ELP Sampler ab.
El Supremo
© Progressive Newsletter 1999