CD Kritik Progressive Newsletter Nr.25 (05/1999)
Event - Electric skies
(42:20, Rising Sun, 1999)
Prog-Metal Combos haben es inzwischen nicht mehr besonders leicht. Was vor einigen Jahren noch unheimlich innovativ klang, hat sich inzwischen durch endlose Wiederholungen fast schon selbst todgeritten. So bleibt es für die wirklich interessanten Bands (denn die gibt es immer noch) unheimlich schwierig, dem allgemeinen Soundsumpf zu entkommen. Event, die bis vor einigen Monaten noch Mystic Fishook hießen, sollten eine Chance bekommen, vom Untergang verschont zu bleiben, denn sie haben doch einiges mehr auf der Pfanne als der brave Durchschnitt. Das technische Gefrickel wird beim Vierer, der sich 1996 auf dem Berklee College of Music in Boston gründete, in nur rund vierminütige Songs gepackt, wodurch diese zwar unheimlich gehaltvoll, aber aufgrund ihrer Länge nicht zu überladen wirken. Doch leider fallen sie trotzdem hier und da in die Technikfalle: das technische Können wird in den Vordergrund gestellt, das eigentliche Songwriting verschwindet in den Hintergrund. So bekommt man zwar handwerkliche Meisterstücke im Minutentakt geliefert, die aber stellenweise wie Aneinanderreihungen von Kabinettstückchen klingen. Dominierendes Element ist die Saitenarbeit von Shaun Michaud, die zwischen Tonleiterraserei, Geheule und harten, aber auch ruhigeren Riffs schwankt. Seine Keyboardeinwürfe dienen mehr der Untermalung, das Rhythmusduo Jay Rigner (Bass) und Matt Scurfield (Schlagzeug) liefert durchaus vertracktes, insgesamt stimmt aber der Unterbau. Sänger Dave Deluco nähert sich Shouterqualitäten, ohne jedoch die Kreischgrenze zu überschreiten, somit ist sein Beitrag nicht brillant, aber mehr als nur störendes Beiwerk. Gerade die Komplexität fordert zum mehrmaligen Hören auf. Und siehe da, nach der vierten, fünften Aufwärmübung haben die Ohren endlich mehr Halt in der musikalischen Gymnastik gefunden. Da einprägsame Hooklines des öfteren fehlen, bleibt kein Song (Ausnahme der Titelsong) gleich beim ersten Anhören im Gedächtnis haften. Durch mehrmalige Wiederholung stellt sich ein bestimmter Aha-Effekt aber dennoch ein.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1999