CD Kritik Progressive Newsletter Nr.24 (03/1999)

OryZhein - Scalaria
(58:27, Privatpressung, 1999)

Einerseits lobenswert, dass sich Bands durch ausführliches Beipackmaterial zur CD in gutem Licht erscheinen lassen wollen, andererseits nützt selbst dieses nichts, wenn einfach das hörbare Resultat irgendwie nicht den positiven Umschreibungen gleicht. Aber vielleicht mussten die fünf wackeren Franco-Kanadier auch ganz schön suchen, um überhaupt irgendeinen positiven Kommentare zu finden. Nein, so gemein sollte man dann doch nicht sein, denn wirklich Mühe haben sie sich mit ihrem CD Debüt schon gegeben. Nun gut, das Booklet besteht zwar nur aus einem aufklappbaren Hardcover, aber das Artwork sieht ganz nett aus. Wer aber seine CD mit dem Aufdruck "Rock progressif redéfini en français" schmückt, der muss schon ziemlich viel Selbstvertrauen haben. Gute Absichten sind zu Hauf vorhanden. Den folkloristischen Ursprung und Chansoncharakter entlieh man dem sprachlichen Mutterland, Bands wie Ange respektive Christian Decamps (Sänger Eric Dubé hat eine wirklich gute Stimme), aber auch Genesis oder Gentle Giant übten einen unüberhörbaren Einfluss aus. Breaks und Abwechslung sind also keine Mangelware, doch jetzt kommen die großen "aber". Das Klangbild (besonders die Keyboards beeindrucken durch einen abgelaschten Bontempisound der übelsten Sorte) ist so dünn, diffus und geschmacklos wie eine wässrige Bouillabaisse, die Übergänge sind an manchen Stellen so holprig wie das Kopfsteinpflaster des Radklassikers Paris - Roubaix, wobei die unfreiwillige Schrägheit auch ihren Reiz hat. Und das stilistische Durcheinander wirkt mancherorts sehr willkürlich. Die Substanz ist da, die Umsetzung muss jedoch als ausreichend bis mangelhaft bewertet werden. Wie immer bleibt die Hoffnung auf Besserung, denn der Patient lebt ja noch.

Kristian Selm

Kontakt: OryZhein, C.P. 502 Succ. Côte-des-Neiges, Montréal, H3S 2V2, Kanada

© Progressive Newsletter 1999