CD Kritik Progressive Newsletter Nr.24 (03/1999)
Mascarada - Urban names
(73:21, Mellow Records, 1998)
Was lange wärt, wird endlich gut. Bereits im Spanien Special in PNL Nr.21 aus dem Juli letzten Jahres hatten Mascarada (bestehend aus den Brüdern Daniel und Juan Mares) ihr CD Debüt angekündigt. Da sie aber beim italienischen Mellow Label landeten und die Uhren in Italien bekanntlich etwas anders gehen, hieß es eben etwas warten. Dummerweise ist das Endresultat nun doch nicht so, dass man unbedingt in Jubel ausbricht und des entbehrlichen Wartens entlohnt wird. Woran liegt's? Zum einen gehört Daniel Mares nicht gerade zu den Virtuosen, die ein Album allein am Mikrofon entscheiden. Will sagen, sein Sangesorgan entbehrt nicht einer gewissen Eigenständigkeit und Originalität, auf Dauer wirkt das unklare englische grobschlächtige Genuschel (erst der Blick ins Booklet bestätigt die Sprache) aber doch leicht nervig. Weiterer Minuspunkte sind der programmierte Rhythmus und der dünne Sound, der erst gar keine rechte Stimmung aufkommen lassen will, sowie einiges unfreiwillig schräges Geflöte. Dafür haben sie die beiden Brüder wirklich Mühe in ihren umfangreichen Liedern gegeben. Besonders in den beiden Longsongs "The quick and the death" und vor allem dem fast 17 minütigen "Rupture" gibt es einige interessante Instrumentalteile zu entdecken, wie auch einige schöne Melodien ihren Platz finden. Dennoch wirken besonders die langen Lieder wie zusammengeschustertes Stückwerk, denen der rote Faden fehlt. Gute Ansätze, aber leider kein mitreißendes Konzept. Dass es auch anders geht, zeigt sich gegen Ende der CD, wo die Lieder wesentlich kompakter wirken. Stilistisch sind Mascarada eine Mischung aus vielen 70er Sounds (besonders Keyboards und Gitarre) verpackt in neo-progressive Attitüde gewürzt mit Folkanleihen und Saufgesang. Mit einer richtigen Band und geordneteren Songstrukturen lässt sich hier sicherlich mehr daraus machen, deswegen beim nächsten mal bitte etwas mehr!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1999