CD Kritik Progressive Newsletter Nr.23 (12/1998)

Zyma - Thoughts
(55:21, Garden Of Delights, 1978)

Mit der einzigen Veröffentlichung von Zyma wurde von Garden Of Delights einmal mehr ein unentdecktes Juwel aus progressiver deutscher Vergangenheit ausgegraben. Aus der Bandgeschichte nur so viel: Zyma stammten aus dem Raum Heidelberg / Mannheim, spielten zu Beginn ihrer Karriere progressiven Hardrock - ein Zeugnis legen davon die beiden Bonustracks ab - die vollständig enthaltene LP "Thoughts" ist dafür eine traumhafte Mischung aus progressivem Rock mit Jazzeinschlag und Folkrock. Wer noch mehr über die Band erfahren möchte, kann dies im ausführlichen, sehr informativen Booklet nachlesen. Bereits der Opener "Thoughts" durchlebt auf über 8 Minuten die oben angesprochene Mixtur aus Prog, Folk und leichtem Jazz Touch. Die Musik bleibt dabei aber immer nachvollziehbar und melodisch, versumpft also keineswegs im virtuosen Klangchaos. Besonders auffällig der glasklare Gesang von Dorle Ferber, die in manchen Passagen an Annie Haslam von Renaissance erinnert. Weiterhin sorgen ihre Einlagen an Flöte und Geige für verspielte, wohltuende Farbtupfer. Eine weitere Stärke des Quartetts liegt im packenden Rhythmusmuster von Schlagzeug und Bass. So wird "Businessman" auf über 12 Minuten von treibendem Jazz Rock à la Magma auf Tempo gebracht, lautmalerischer Gesang, Geige und Tasten sorgen für solistische Virtuosität. Gerade Tastenmann Günter Hornung versteht es, sein Instrumentarium abwechslungsreich, aber gruppendienlich einzubringen. Noch im Schnelldurchlauf die restlichen Nummer. "One way street" beginnt sehr experimentell, geradezu avantgardistisch, bevor es leicht swingend in Fahrt kommt, in den Gesangsteilen wird Gentle Giant mäßig agiert, aber nicht ganz die Klasse des zuvor gehörten erreicht. "We got time" ist eine nette, mittelalterlich verspielte Folkrocknummer. "Wasting time" erreicht dann endlich wieder das phänomenale Niveau von "Businessman" und überzeugt auf ganzer Linie. Die zwei bluesangehauchten Bonustracks sind brauchbares Beiwerk, aber insgesamt weniger brillant, was aber den überaus positiven Gesamteindruck in keiner Weise schmälern kann.

Kristian Selm



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