CD Kritik Progressive Newsletter Nr.23 (12/1998)

Jukka Tolonen - The hook & Hysterica
(74:01, Love Records, 1974/75)

Zuhause. Gleich "Aurora Boreali"s (12:53) ist feinster Jazzrock mit lässigem Rhythmus und sauguter Melodie. Das klingt teils nach King Crimson (a lot of saxes), aber auch nach lustigem siebziger Normalrock. Dazu gibt's den automatischen Mitschwingeffekt, der sich nach 4 Minuten in komplizierten Gewässern verliert. Der Drummer ist sehr gut unterwegs, Tasten machen Space und das auf dem Bassteppich agierende Grundthema ist das Suchtmittel. Plötzlich ist der Jazzrock sehr sinfonisch, bis er den vielen jazzigen Saxes das instrumentale Feld überlässt. Die übernehmende Gitarre melodiert sehr intensiv, lyrisch, kraftvoll und lange. "The hook" hat vier Titel, die drei anderen (6:13 - 8:32) sind auch sehr hochwertiger Jazzrock in mitteleuropäischer Tradition. Bläser sind integriert, die instrumentalen Melodien gehen über mehrere Takte, wie zu Beginn der 70er nicht ganz selten sind Jazz und Rock zwar verknüpft, doch recht eigenständig und konkurrent. Vor allem die Läufe an den Tasten und Saiten und die pausenlos arbeitenden Drums machen die Musik für heute interessant. "Hysterica" erschien 1975 und war "The hook" nicht unähnlich. 6 Songs (2:31 - 9:26) klingen homogener und rockender, der Jazz ist dem Rock in die Hose gegangen und hat eine gar lustvolle Ehe eingeläutet. Die Guitars sind härter, die Themen abstrakter, Soli spannender. Pekka Pohjola macht mit und der Spaß auf gleich hohem Level. Yngwie Malmsteen hat als 12jähriger vor dem Radio gesessen und eine feuchte Hose bekommen, ich auch. Jetzt seid ihr dran.

Volkmar Mantei



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