CD Kritik Progressive Newsletter Nr.23 (12/1998)
Salem Hill - The robbery of murder
(62:15, Lazarus Records, 1998)
Salem Hill eilte durch diverse Kritiken in anderen Heften der Ruf einer ausgezeichneten Band voraus. Da ja nichts über den eigenen Höreindruck geht, musste natürlich schnellstmöglich das Konzeptalbum "The robbery of murder" der Band aus Virginia her. Und ausnahmsweise und ohne schlechtes Gewissen kann an dieser Stelle der gute Ruf dieses Album vorbehaltlos bestätigt werden. Konzeptalben sind zwar weder innovativ, noch neu, aber die vier Amis haben mit sehr viel Gefühl bodenständiges Songwriting und perfektes Zusammenspiel rockig melodisch verschmolzen, dass das Anhören dieser CD immer wieder aufs Neue Spaß macht. Die 12 Songs erzählen die die Geschichte eines Jungen, der gemeinsam mit seinem Vater in einen Autounfall verwickelt wurde, wobei der Vater stirbt, der überlebende Sohn sich aber nun Vorwürfe macht. Einen wesentlichen Teil für die gelungene Umsetzung steuert der als Gastmusiker engagierte Ex-Kansas Geiger David Ragsdale bei. Aber es ist nicht nur die Geige, die dominiert. Die große Stärke von Salem Hills Musik liegt in der ständigen Abwechslung und im technischen Können der einzelnen Bandmitglieder. Weder beim Gesang, noch im instrumentalen Bereich müssen Abstriche gemacht werden. Prädikate wie sinfonisch und rockig progressiv beschreiben den Sound. Die emotionale Skala reicht von entspannter, melancholischer Ruhe bis hin zu treibender, aber wohldosierter Aggressivität. Mainstreameinflüsse, wie sie viele amerikanische Band in ihren Sound einfließen lassen, klingen bei Salem Hill keinesfalls platt, sondern fügen sich harmonisch ins Gesamtbild ein. Die ruhigen Songs haben somit die nötige Tiefe, ohne zu schmalzig zu wirken, die rockigeren Abgehnummern bekommen durch abwechslungsreiche Soli das gewisse Etwas. Da Traurigkeit und Hoffnung sich musikalisch bekämpfen, wirkt "The robbery of murder" trotz Mollastigkeit, doch noch irgendwie positiv. Endlich wieder mal ein Album, dass vollständig überzeugen kann und auf jeden Fall einen Platz in den vorderen Rängen der Jahrescharts verdient hat.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998