CD Kritik Progressive Newsletter Nr.23 (12/1998)
Rascal Reporters - Happy accidents
(74:56, ZNR Records, 1988)
Fröhliche Avantgardisten in zappaesker Tradition mit dem nötigen Schuss schräger Eigenständigkeit und abgedrehter Atonalität kommen - Univers Zero, Magma und sogar Art Zoyd qualitativ nahe. Der eine nennt so was genial dramatisch, der andere meint, es wäre Scheiße. Ich kann mich entscheiden, aber wie sieht es mit euch aus? Jetzt mache ich es mal anders herum, es geht nicht um die Platte, es geht um euch. Wenn ihr die heutige Rockmusik für fäkalen Dreck haltet und höchstens dem Progressiven wie dem Jazz Rock huldigt, Cuneiform für das beste aller Labels haltet und Eure Ohren höchst erschreckend eigenwilligen Tönen (in Hinsicht auf lustiger Atonalität, abstrakter Melodien, disharmonischer Phrasen und stets schwellender Rhythmica) öffnet, so habt ihr eure Stammcombo gerade gefunden. Aber so leicht habt ihr es nicht: außerdem seid ihr Antinazis, sportlich lediglich an Bungee Jumping und House Running Down interessiert, haltet Machos für schwanzlose Pferdestärkeschwänze und Frauen für Wesen von fremden Planeten. Ihr mögt kein Fußball, keinen Sex, keine Autos und schon gar keine Briefmarken. Ihr habt keine Fernseher, keine sauberen Wohnungen und hasst Erwachsene. Zumindest Dienstag ist der Tag der guten Taten, was ihr am Donnerstag wieder gut macht. Und ihr seid im Sommer käseweiß und schmerbäuchig. Prog Metal wie Neo-Prog gibt es nicht. Raucht nicht zuviel und seht den Frauen beim Pinkeln zu!
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 1998