CD Kritik Progressive Newsletter Nr.23 (12/1998)
Phreeworld - Crossing the sound
(46:46, Friends In The Garden, 1998)
Da haben sie sich nun alle Mühe der Welt gegeben. Das Artwork ist wirklich klasse, spieltechnisch haben die gereiften Herren von der Westküste auch einiges auf den Kasten, an den Arrangements wurde mit viel Liebe gefeilt, doch die zündenden Ideen oder packenden Melodien, die im Ohr haften bleiben, sind ihnen einfach nicht gelungen. "Crossing the sound" klingt gut, der sinfonische, sehr verschachtelt komponierte Progressive Rock wurde mit reichlich guten Melodien versehen. Doch trotz flüssigen Übergängen und schönen Melodiebögen, will sich der erhoffte Gewöhnungseffekt nicht einstellen. Mal klingt's nach Genesis zu Zeiten von "And then they were three", wie z.B. bei "Solar spectra", dann kommt das Feeling der Kollegen von Timothy Pure auf ("Freeworld", "The empress"), doch irgendwie wirkt der bombastische Sound an manchen Stellen auch einfach zu überproduziert, fast schon wieder blutleer. Wie aus guten Zutaten doch noch ein schmackhaftes Gericht wird, dafür sind die letzten beiden Song ein Paradebeispiel. "Wardrums" verfügt über sich steigernde Dramatik, einen sozialkritischen Text und lenkt den orchestralen Bombast in die richtigen Bahnen. Beim abschließenden "The chariot" scheinen sich Phreeworld endgültig warmgespielt zu haben. In den ersten drei Minuten wirbeln sie komplex und fesselnd an den Instrumenten, und auch der Rest kann sich hören lassen, obwohl das Schlagzeug an manchen Stellen doch ein wenig in den Vordergrund gemischt wurde. Ordentlich, aber nicht sich aufdrängend, so lautet dann auch der Gesamteindruck. Wer seinen modernen Progressive Rock, Richtung AOR mag und gewisse Abstriche bei den Melodien zulässt, der darf Phreeworld mal antesten.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998