CD Kritik Progressive Newsletter Nr.23 (12/1998)
Pell Mell - Rhapsody
(39:55, Spalax Music, 1975)
24 Jahre nach dem Erscheinen der LP, waren es wieder mal die in Frankreich ansässigen Spalax Music, die im schmucken Digi Pack mit "Rhapsody" ein weiteres Juwel aus dem deutschsprachigen Raum erstmals auf CD herausbrachten. Auf nur knapp 40 Minuten kreierten Pell Mell damals ein fast schon herzerweichendes Klangbild zwischen sinfonischer Rockmusik und anachronistischem Kaffeehausorchester. Ein Teil der Wurzeln dieser Klänge geht weit in die Vergangenheit zurück, denn bei Pell Mells "Rhapsody" komponierte sogar ein mysteriöser Herr Liszt mit. Das wird doch nicht wohl der Franzl gewesen sein, bei dem da offensichtlich klassisch geklaut wurde? Im Pizzikato oder in schmelzender Gefühlslage schluchzt die Violine zu leicht hölzernem englischem Gesang. Doch die feierlichere Beschaulichkeit, verpackt in weichem Orgelsound, klingt zwar aus heutiger Sicht ziemlich verstaubt, aber trotzdem wunderschön und trifft selbst nach dieser langen Zeit noch direkt in das Gefühlszentrum. Dramatik, orchestraler Bombast, die sinfonische Verwandtschaft macht diese Art klassischen Teutonen-Progs leicht verträglich, ohne dabei austauschbar zu wirken. Die Gitarre darf auch mal kurz glänzen, die Keyboards brillieren solistisch oder untermalen zurückhaltend, auch schon vor mehr als zwei Jahrzehnten verstand man es richtig gute Musik auf die Beine zu stellen. Für Nostalgiker und Freunde der moderaten Sinfonik der 70er ein Ohrenschmaus.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998